Kraft durch Schritt

Ich weiß noch genau den Moment als ich vor fast fünfzehn Jahren spürte, wie viel Kraft und gleichzeitig Durchlässigkeit man im Schritt erarbeiten kann. Mein Tierarzt hatte mich vorgewarnt, ich solle mich nicht erschrecken, wenn das Pferd bei den ersten Trabtritten nach sechs Monaten Schrittprogramm „eiern“ würde. Doch etwas ganz anderes passierte stattdessen …

Im Schritt wechseln sich Zweibein- und Dreibeinstützen ab. (© C. Götz)

Im Schritt wechseln sich Zweibein- und Dreibeinstützen ab. (© C. Götz)

Der Wallach trabte völlig im Gleichgewicht und in perfekter Selbsthaltung und mit einer Leichtigkeit, die ich vor dem Sehnenschaden erst im Laufe der Trabarbeit erarbeiten konnte. Wie kam es dazu?

Es hatten mehrere Faktoren dazu beigetragen, stellte ich nach und nach fest:

  • Ich hatte wirklich viel und regelmäßig Schritt geführt. Das Programm auf Asphalt sollte anfangs eine halbe Stunde umfassen und nach zwei Wochen auf eine Stunde ausgebaut werden. Und das machte ich auch. So verlor das Pferd nie wirklich Kondition.
  • Ich durfte laut Tierarzt auch gleich Schritt reiten. Diese Möglichkeit nutzte ich ebenfalls im Wechsel mit dem Führen. Entweder führte ich einmal und ritt das nächste Mal oder ich führte erst und ritt dann. So konnte ich auch besser gymnastizieren, denn in Sachen dressurmäßige Bodenarbeit stand ich damals noch ziemlich am Anfang.
  • Vom Sattel aus nutzte ich das an die Hilfen stellen und achtete dabei auf eine Minimierung der Hilfen und ein Leichtwerden des Pferdes. Außerdem band ich häufiges Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen sowie wechselndes Zügelmaß mit ein. Dies kombinierte ich mit unterschiedlichen Schritttempi, die ich versuchte aus dem Sitz zu reiten. Als die Reha-Phase weiter fortgeschritten war nahm ich auch Reiten-in-Stellung, Schultervor und später Schulterherein dazu. Mehr beherrschte ich damals noch nicht.

Damit ist bereits ein Teil der Möglichkeiten beschrieben, die ich in diesem Artikel angekündigt hatte. Das Pferd war danach deutlich in der Rittigkeit verbessert. Es konnte sich selber besser tragen und ausbalancieren und auch die Anlehnung war deutlich verbessert worden. Dies habe ich in der Folge auch bei etlichen anderen erlebt, die so oder ähnlich verfuhren. Mehr Übungen für Kraftaufbau im Schritt in Kürze.