Gras vs. Heu

Ich ernte zumeist große Augen, wenn ich sage, man sollte mal darüber nachdenken, dass Heu kein Pferdefutter ist – geht man davon aus, dass niemand einem Wildpferd oder einem wirklich wild lebenden Pferd Heu gemacht hat oder macht. Die Natur hat für die Vorfahren unserer Hauspferde Heu nicht vorgesehen. Warum funktioniert es dann augenscheinlich trotzdem ganz gut.

Ich sage bewusst augenscheinlich, weil die Vielzahl von Pferden, die von Heu krank auf der Lunge wurden, sicher nicht für eine optimale Fütterung stehen, möglicherweise nicht einmal für eine artgerechte.

Heu als Pferdefutter wird anders verstoffwechselt als frisches Gras zeigte eine neue Studie. (© C. Götz)

Eine neue Studie von der Uni in Halle (Saale) bringt nun etwas Licht ins Dunkel des Pferdemagens und ergab feine Unterschiede in der Verdauung von Gras und Heu: Die Studie zeigte, dass im Magen hauptsächlich Stärke, Saccharose und Fruktane abgebaut werden, egal ob Heu oder Gras gefüttert wird. Aber nur von Weidegras werden auch pflanzliche Zellwandbestandteile bereits im Magen abgebaut.

Der Abbau von Ballaststoffen beginnt also bei frischem Gras schon hier. Dieses Ergebnis könnte eventuell erklären, warum sich magere Pferde besonders mit Gras so gut auffüttern lassen.

Im Magen wird die Verdauung – nach dem Zerkauen und Einspeicheln – für den Darm vorbereitet und ermöglicht. „Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen eindeutig die wichtige, aber oft unterschätzte Rolle, die der Pferdemagen beim Kohlenhydratabbau spielt“, so die Forscherinnen. Möglicherweise zeigen sie auch, warum Heu als Ernährung für Pferde überhaupt funktioniert. Denn wie gesagt, vorgesehen hat die Natur das so nicht. Auf alle Fälle bin ich gespannt auf weitere Studien und Erkenntnisse, die aus dieser Grundlagenforschung entstehen.