Natürlich Heu?

Über Sinn und Unsinn wird zu jedem möglichen Thema rund ums Pferd viel diskutiert – bis hin zur Frage ob man Pferde überhaupt reiten soll. Warum also nicht auch ’mal darüber nachdenken, wie natürlich die angeblich natürlichste Pferdenahrung der Welt eigentlich ist …

Also: Heu ist kein Pferdefutter! Warum nicht? Wer hat den Wildpferden, die einst diese Erde bevölkerten, das Heu gemäht, gewendet, eingebracht und sachkundig gelagert? Wer macht das bei den verwilderten Hauspferden rund um den Globus oder den ausgewilderten Przewalski-Pferden heute? Gut, einige werden tatsächlich manchmal mit Heu zugefüttert, aber nur weil der Raum und damit die Nahrung nicht ausreichen und der Mensch noch was von ihnen haben möchte. Auch das Leben nomadischer Reitervölker lässt sich mit einer Jahresladung Heu im Gepäck nur schwerlich vorstellen.

So sähe wohl in etwa die Winternahrung hierzulande für freilebende Pferde aus. (© C. Götz)

So sähe wohl in etwa die Winternahrung hierzulande für freilebende Pferde aus. (© C. Götz)

Was ist also natürliche Pferdenahrung? Gehen Sie jetzt mal in den Wald und schauen Sie sich an, was das noch herumsteht und liegt. Das ist spannend. Das von Westeuropa bis Alaska verbreitete Equus ferus ferus – oft auch Tarpan oder Waldtarpan genannt – fraß genauso wenig Heu wie seine östlichen Nachbarn. Alle ernährten sich von dem was die Jahreszeit bot – an Gräsern, Laub, Nadelbäumen und an überständigem, verwittertem Altgras das entweder trocken und vergilbt oder erfroren und wiederaufgetaut noch vorhanden ist.

Dafür lassen die Pferde aber sogar das Heu stehen. Diese Erfahrung machen viele Halter und Stallbetreiber, die diesen Winter noch Weiden mit Grasbestand hatten, auf die sie die Pferde lassen konnten. Und die Pferde mögen erstaunlicherweise nicht nur die Süßgräser, die ja bei der Kälte Zucker „einlagern“.

Fakt ist, dass heute zu einem überwiegenden Teil das Jahres Heu nahezu das einzige Futter der meisten Pferde ist. Entweder weil sie ohne Koppelgang, oder auf abgefressenen Weiden gehalten werden oder nur von etwa Mitte Mai bis Ende Oktober weiden können. Was sind die Probleme dabei? Heu, egal wie gut es eingebracht ist, staubt immer. Das liegt in der Natur der Sache. Heu ist schwer in guter Qualität einzubringen und kann sich durch unsachgemäße Pressung und Lagerung in der Qualität weiter verschlechtern. Verunreinigungen durch Sand und Erde werden von den Pferden im Heu eher mitgefressen als dies bei natürlichem Weideverhalten der Fall ist. Nager- und Vogelkot können sich in gelagertem Heu mehr ansammeln als auf einer Wiese.

Eine Studie befand ein Drittel der untersuchten Heuproben für hygienisch bedenklich, eine andere zeigte bei rund drei Viertel aller Pferde (endoskopisch gesichert) Probleme in der Lunge. Was hilft uns das jetzt? Nun es könnte uns daran erinnern, wie wichtig gute Heuqualität, Frischluft und natürlich auch Weide für Pferde ist.