Ich erinnere mich noch ganz ausgezeichnet an den Moment, als das kleine Hengstchen, das sonst immer brav beim Ausritt mit seiner Mutter dabei war, nach einem guten halben Kilometer plötzlich umdrehte und allein zum Stall zurück stürmte. Er hatte mitbekommen, dass Fütterungszeit war, und das wollte er auf keinen Fall verpassen.
Man hat hierzulange wenig Gelegenheit, direkt vom Stall weg ein sicheres Ausreitgelände für Stute mit Fohlen bei Fuß zu haben, aber dort war es so, und dieses Erlebnis möchte ich nicht missen. Es hat mir vor fast dreißig Jahren nicht nur gezeigt, wie sich Fohlen schritttweise selbst von ihrer Mutter abnabeln, sondern mir auch die erste Passage meines Lebens beschert. Denn die Mutterstute – mein damaliges Reitbeteiligungspferd – lies sich zwar brav, aber eben nicht ohne Spannung zurückreiten, während ihr Fohlen in vollem Galopp heimwärts bretterte.
Das Absetzen meisterte dieses Fohlen übrigens später problemlos. Wer sein(e) Fohlen gut beobachtet und die sich ohnehin lockernden Bande, wie in den vorangegangenen Beiträgen beschrieben, weiter lösen hilft, der wird für beide viel Stress aus dieser Aktion nehmen, auch wenn er die Fohlen, wie allgemein üblich, bereits nach etwa einem halben Jahr absetzt.
Wichtig, um weiteren Stress für das Fohlen zu vermeiden, ist es, Wurmkuren und Impfungen so zu legen, dass sie sich möglichst wenig auf die eigentliche Absetzphase auswirken. Auch späte Fohlenschauen, Auktionen und Chippen können hier noch eine Rolle spielen. Eine gute Planung, vor allem, wenn man ein Fohlen in eine fremde Herde integrieren muss, ist das A und O.
Wer das Fohlen nach dem Absetzen wieder mit der Stute vergesellschaftet, der sollte dies nicht zu früh stattfinden lassen. Sonst wird das Fohlen wieder versuchen zu säugen und die Stute eventuell auch wieder Milch geben. Mindestens einen Monat, besser zwei, abhängig sicher auch vom Alter des Fohlens, davon wie das Absetzen generell vonstatten ging und den Haltungsumständen.
Übrigens, oft hört man wenn es ums Absetzen geht den Spruch: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Das trifft für Fohlen nicht zwingend zu, wie eine Studie zeigte, die den Kortisolspiegel im Blut maß. Das Stresshormon war reichlicher vorhanden, wenn zwei Fohlen gemeinsam untergebracht waren, als wenn sie während des Absetzens allein waren.
Was für einen selber, seine Stuten und deren Nachwuchs am besten funktioniert, das muss man sicher auch über Jahre herausfinden und immer wieder auch den einzelnen Tieren anpassen, wenn man es so optimal wie möglich machen möchte. Was dabei hilft, ist nicht nur seine Pferde zu beobachten, sondern auch so viele Optionen wie möglich zu kennen.