Kooperation oder Gehorsam?

Ganz klar Kooperation, wenn Sie mich fragen. Und doch gibt es so Momente, in denen man Gehorsam einfordern muss. Weil sich die Diskussion darüber vor einiger Zeit ergeben hat, als das Pubertier und ich mit meiner alten Stute und meiner Reitbeteiligung unterwegs im Gelände waren, hier meine Überlegungen dazu.

Wir gingen einen Weg, den wir zuvor bestimmt schon 30-mal absolviert hatten, auch nur das junge Gemüse und ich. Er führt am Sportplatz vorbei, auf dem im Sommer ein Rasenmähroboter seinen Dienst verrichtet. Interessanterweise war der Nachwuchs bislang nur die Male in Begleitung aufsässig. Nichts schlimmes. Stehenbleiben und hinterfragen, ob man da jetzt wirklich weitergehen muss. Muss man. Überraschung.

Ideen und Geistesblitze haben nicht nur Pferde. (© C. Götz)

Das geht dann auch völlig problemlos, und ohne, dass die andere vorgeht. Im Gegenteil, das ist ihr auch nicht recht, wir haben es versucht. Insgesamt ist das Tierchen weder akut gestresst, noch muss sie danach irgendwas abbauen. Um ganz ehrlich zu sein – die Pubertät könnte eine Rolle spielen.

Beim nächsten Mal hat sie dann den Vogel abgeschossen. Wirft den Anker völlig abrupt und noch beim Überqueren der Straße, mit der Androhung, den Rückwärtsgang einzulegen. (Zur Erklärung – wir führen anfangs immer noch.)

Fakt ist: Quer auf der Straße stehenzubleiben ist doof. Das geht nicht. Also zum Weitergehen aufgefordert. Keine Reaktion. Also etwas stärker aufgefordert. Und weil das nichts fruchtete hat die Gerte sie dann doch tatsächlich berührt. Kaskade der Hilfengebung, im Reiterjargon gerne auch mal salopp als „bitten, fordern, Tür eintreten“ bezeichnet. Wobei das Türeintreten in diesem Fall maximal die Staubschicht von selbiger entfernte – um in diesem Bild zu bleiben.

Auf alle Fälle konnten wir dann die Straße verlassen. Danach forderte ich intuitiv etwas, was ich erst hinterher verstanden habe: Ich bin mit ihr das Stück am Sportplatz entlang getrabt. Ich habe es ihr also eher schwerer statt leichter gemacht, ich habe aber dadurch auch ein Wir wiederherstellen können – die Kooperation war ab dem Moment für den Rest der Runde wieder gegeben.

Kann es sein, dass auch das Einfordern des Gehorsams dazu beigetragen hat, Kooperation wieder möglich zu machen? Wo liegt wirklich der Unterschied, außer dass ein Wort negativ, das andere positiv besetzt ist? Oder nennen wir es Kooperation, so lange es funktioniert und Gehorsam, wenn Meinungsverschiedenheiten geklärt werden mussten? Ich frage für einen Freund.

Ich kann auf alle Fälle berichten, dass ich ab dem nächsten Mal (nicht nur) an dieser Stelle schlauer war, und unsere Einheit vorher durch ein Plus an Aufmerksamkeit – im positivsten Sinne von „ich pass’ auf dich auf“ – gesichert habe.