Schwer machen, damit es leicht wird

Der Winter hat nun doch noch Einzug gehalten, die Pferde sind so knackig wie die Temperaturen. Für viele Reiter eine Zeit, in der mit mehr Problemen zu rechnen ist als sonst. Wie sehen die üblicherweise aus und was sind geeignete Maßnahmen?

Gruselecken-Krankheit, Bandenphobie und Ballermann-Syndrom: Welcher Reiter kennt das nicht? Vorzugsweise im Winter oder nach einer Stehzeit. Einer meiner Ausbilder sagte bei nahezu jeder Art von Ungehorsam: „Wenn er das so machen will, lass ihn, aber mach’ es ihm schwerer.“

Ein Überblick über einige „Notfallmaßnahmen“ (nicht nur) an knackig kalten Tagen: 1 In die Ecke kehrt, 2 Aus der Ecke kehrt, 3 Zirkel verkleinern, 4 Außenstellung oder Schulterheraus durch die Ecke. (© C. Götz)

Ein Überblick über einige „Notfallmaßnahmen“ (nicht nur) an knackig kalten Tagen: 1 In die Ecke kehrt, 2 Aus der Ecke kehrt, 3 Zirkel verkleinern, 4 Außenstellung oder Schulterheraus durch die Ecke. (© C. Götz)

Ein Beispiel: An diesen bestimmten Tagen, wenn die Bande mit den Decken oder die Ecke mit der Mistkarre Gruselfaktor 10 hat und das liebe Tier nicht auf dem Hufschlag bleiben kann und natürlich nur dorthin glotzen möchte, reitet man genau da eben bewusst Außenstellung. Idealerweise schon vorher und noch ein Weilchen hinterher. Halt so, dass es anstrengender ist, als in Innenstellung einfach vorbeizugehen. Macht man das richtig und konsequent (und idealerweise auch noch ganz lässig und selbstverständlich) wird normalerweise spätestens nach drei Runden die Innenstelllung dankbar angenommen.

Um bei dem Beispiel zu bleiben: Ein Wechsel von Innen- und Außenstellung kann ebenso funktionieren wie Schulterheraus oder Renvers. Je nachdem, was in der eigenen reiterlichen Werkzeugkiste schon vorhanden ist.

Eine Herausforderung an diesen Tagen ist oft auch die Frage, wie man die Pferde zurück bekommt ohne zu ziehen. Beim Galoppieren – das man an solchen Tagen idealerweise auf den Zirkel verlegt – hilft beispielsweise Zirkel verkleinern wunderbar, sobald das Tier schneller will als man selbst möchte. Das bringt die Pferde – mit dem Sitz, nicht mit der Hand geritten – sofort Richtung Hinterhand und zur Vernunft. Dann braucht man den Übergang zum Trab nur noch „anzunehmen“. Vergessen Sie aber nicht, dorthin zu schauen, wo Sie hinreiten wollen: in die Zirkelmitte.

Beim Traben funktionieren bei diesem Thema auch Volten und Kehrtvolten recht gut. Die Parade zum Schritt bietet sich dann kurz vor Erreichen des Hufschlags an. Auch Übungen wie das leider total unbekannte „In die Ecke kehrt“ – das man übrigens an jeder Stelle der Bahn reiten kann – sind toll an solchen Tagen. Je mehr Sie übrigens selbst mitdenken, wie Sie es ihrem Pferd in der jeweiligen Situation „schwer machen“ können, desto mehr konzentrieren Sie sich und das hat in der Regel den Effekt, dass es das Pferd auch tut.

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