Mehr Rettich fürs Pferd

Sein Name steht für seine Bedeutung beim Pferd. Denn höchstwahrscheinlich hieß er ursprünglich Mährrettich. Mähre bezeichnete zuerst eine Stute und später ein altes Pferd. Pferderettich ist übrigens auch sein englischer (horseradish) und französischer (radis de cheval) Name. Aber wofür ist Meerrettich im Pferd gut?

Schon nach kurzer Zeit verflüssigt Meerrettich festsitzenden Schleim in der Lunge. (© C. Götz)

Schon nach kurzer Zeit verflüssigt Meerrettich festsitzenden Schleim in der Lunge. (© C. Götz)

Meerrettich wird beim Pferd zum einen als Schleimlöser und zum anderen vor allem wegen seiner antibakteriellen Wirkung eingesetzt. Frisch geriebener Meerrettich wirkt beim Pferd in einer Menge von etwa 20 bis 25 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht wie ein Breitband-Antibiotikum. Man kann ihn bei Zahnproblemen ebenso versuchen wie bei Atemwegsinfekten, bei Blasenentzündungen oder bei Einschüssen. Bereits ab einer Dosis von zehn bis 15 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht täglich wirkt er schleimverflüssigend und -lösend.

Die Angaben beziehen sich auf frischen Meerrettich, den man ab etwa September in Supermärkten den ganzen Winter hindurch kaufen kann. Der Meerrettich sollte frisch gerieben verabreicht werden. Denn nur frisch gerieben sind die überwiegend flüchtigen Wirkstoffe, die erst bei der Zerstörung der Zellwände freigesetzt werden, noch voll vorhanden.

Die Pferde fressen ihn – unter das Kraftfutter oder auch nur eine Hand voll Heucobs gemischt – sehr gerne und bekommen auch keine Probleme mit den Magenschleimhäuten oder dem Darm. Allerdings sollte man, wie generell empfohlen, das Raufutter vor dem Kraftfutter geben. Grundsätzlich davon absehen würde ich lediglich bei noch nicht auskurierten Magenproblemen.

Pferden, die etwa wegen Allergien immer neu verschleimen, kann man sehr gut mit Meerrettich-Kuren helfen. Wenn sie – wie öfter im Winter der Fall – nicht genügend bewegt werden können, setzt sich Schleim üblicherweise in der Lunge fest. Diese Tendenz hat grundsätzlich jedes Pferd, das Boxenruhe einhalten muss. Oder, wie mein Lieblingstierarzt es formulierte: „Wenn die stehen, laufen die alle zu.“

Frischer Meerrettich ist im Herbst und Winter gut zu bekommen und hält sich lange im Kühlschrank. (© Anna reg, Wikipedia)

Frischer Meerrettich ist im Herbst und Winter gut zu bekommen und hält sich lange im Kühlschrank. (© Anna reg, Wikipedia)

Eine Meerrettichkur kann – beispielsweise im ausgehenden Winter – so aussehen: Circa drei Wochen lang Meerrettich frisch gerieben unters Kraftfutter mischen. In geringerer Dosis von etwa 10 bis 12 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht sind das bei einem Warmblut mit 550 Kilo 60–70 Gramm. Diese Menge kann man nach stufenweisem Anfüttern über zwei, drei Tage problemlos auf einmal geben – und sollte das sogar. Besonders älteren Pferden tut eine Meerrettichkur im Winter über zwei bis drei Wochen generell sehr gut.