Im vorherigen Beitrag habe ich einen Stuhl vorgestellt, der sich aufgrund seiner Konstruktion auch sehr gut eignet, seinen Sitz im Sattel zu verbessern. Der Poponaut ist relativ neu und soll hier im Vergleich zum bereits bekannteren Balimo vorgestellt werden.
Kurz vorweg: Beim Reiten müssen wir unser Becken so entspannt und elastisch wie möglich bewegen können, um funktionale Hilfen aus dem Sitz geben zu können – also um fein Reiten zu können. Oder wie der Sitzexperte Otto de la Croix es ausgedrückt hat: „Nur in den aus dem richtigen Sitz heraus erteilten Sitzhilfen liegt das eigentliche Wesen der Reiterei.“
Das Reiterbecken muss gleich- und wechselseitig nach vorne und hinten sowie seitlich abkippen und vor- und zurückschwingen können. Denn es muss die federnden Bewegungen des Pferdes für den eigenen Körper auffangen und ausgleichen und mit dazu beitragen, dass er in der jeweiligen Bewegungsrichtung stabilisiert wird. Gleichzeitig muss das Reiterbecken noch in der Lage sein, dem Pferd Anweisungen zu geben, welche Gangart in welchem Tempi und welche Richtung es in welcher Stellung/Biegung einzunehmen hat.
Der Poponaut (Bild oben) bietet eine perfekte Übungsfläche für dieses Anforderungsset – einfach indem man auf ihm sitzt. Das stelle ich von der ersten Minute an fest. Besonders die federnde Aufhängung macht jede Bewegung – zum Telefon, nach den Unterlagen, von der Maus an die Tastatur und zurück – zur mobilisierenden Aktion. Ich sitze aber auch beim statischen Tippen extrem dynamisch und dabei sehr aufrecht und mit starker Entlastung für meine Lendenwirbelsäule. Das ist beim Balimo (siehe Bild unten) lange nicht so: Auf ihm neige ich dazu, eine statische Position einzunehmen.
Dann habe ich beide Stühle für die Einnahme, bzw. das Training von Sitzhilfen im Vergleich getestet und komme zu folgenden Ergebnissen: Auf dem Balimo fällt es mir durch den runden, für mich recht breiten Sitz schwer, eine Position einzunehmen, die der im Sattel auch nur annähernd ähnelt. Der Poponaut fühlt sich hingegen in beiden Sitzmöglichkeiten für mich deutlich mehr nach Sattel an, weil ich gut auf meine Sitzbeinhöcker durchspüren kann. Das finde ich sehr angenehm, denn darüber bekomme ich ein sehr direktes Feedback über meine aktuelle Bewegung.
Man könnte auch sagen: Der Poponaut reagiert auf mich. Beim Balimo hingegen habe ich das Gefühl, jede Bewegung muss von mir ausgehen. Auf ihm ist es für mich deshalb zwar leichter, den aktuellen Bewegungsspielraum auszuloten, effektiver empfinde ich aber – im Hinblick auf eine dauerhafte Mobilisierung – auf alle Fälle den Poponauten, da er mich ständig in Bewegung hält.
Allerdings ist natürlich jeder Körper in seiner grundsätzlichen Konstitution und seiner aktuellen Verfassung unterschiedlich. Aber es lohnt sich auf alle Fälle, in dieser Richtung etwas zu unternehmen und auszuprobieren, vor allem, wenn man viel sitzt.