Montagspferdemacher

Immer häufiger hört und liest man derzeit von Montagspferden. Ich habe den Begriff scherzhaft auch schon benutzt. Allerdings stößt mir zunehmend auf, wie er verwendet wird.

Im Gegensatz zu Autos, die von Anfang an Produktionsmängel* und somit immer neue „Krankheiten“ haben, werden Montagspferde zumeist nicht geboren, sondern gemacht. Ein typisches Montagspferd bekommt man auf unterschiedliche Arten:

  • Fehler in der Aufzucht: Vor allem zu wenig Bewegung an frischer Luft und auf festem Boden als Fohlen und Jungpferd sind schlechte Startbedingungen für ein späteres Reitpferd. Denn Hufe entwickeln sich nicht entsprechend, Gelenke, Bänder und Sehnen mangelt es an Durchblutung und die Skelett-Muskulatur kann sich nicht ausreichend ausbilden. Auch die Lunge wird so häufig früh geschädigt.
  • Fehler beim Anreiten: Fliehkräfte auf Kreislinien an der Longe belasten alle Pferde, wie Studien zeigten. Das ist für die unzureichend ausgebildeten Strukturen von Tieren aus mangelhafter Aufzucht besonders schlecht.
  • Überlastung in der frühen Ausbildung: Junge Pferde müssen sorgfältig aufgebaut werden. Pausentage, damit die Muskulatur aufgebaut werden kann, gehören dazu ebenso, wie das junge Pferd bei einer Reiteinheit nicht zu überfordern. Die Folgen sind schwerwiegende Schäden am Trageapparat, vornehmlich der Aufhängung des Rumpfes zwischen den Schulterblättern, auch Trageermüdung oder Trageerschöpfung genannt.
  • Fehler in der weiterführenden Ausbildung: Zu früh und ausschließlich wird in der Reitbahn gearbeitet. Statt ins Gelände zu gehen und im geradeaus das Pferd zu stabilisieren, muss es sich in Ecken und auf Kreislinien ausbalancieren, wofür die Kraft noch fehlt.
Montagswagen oder Montagsstück ((https://de.wikipedia.org/wiki/Montagsst%C3%BCck) sind Begriffe aus der Industrie und bezeichnen Produkte, die mehrere Produktionsfehler aufweisen. (© Brian Snelson, Wikipedia)

Montagswagen oder Montagsstück sind Begriffe aus der Industrie und bezeichnen Produkte, die mehrere Produktionsfehler aufweisen. (© Brian Snelson, Wikipedia)

Wenn die ersten Probleme auftauchen – vielleicht schon mit fünf Jahren, vielleicht erst später – will kaum jemand die eigentliche(n) Ursache(n) sehen. Kurz darauf ist dann vom Montagspferd die Rede.

Deshalb mein Tipp: Kaufen Sie ein Pferd bei einem Züchter dessen pferdegerechte Haltung und Aufzucht Sie kennen. Holen Sie sich einen kompetenten Partner für die Ankaufsuntersuchung (ideal ist, wenn der Tierarzt auch osteopathische Probleme erkennen kann) und vor allem: Machen Sie langsam mit den jungen Pferden.

* In anderen Ländern spricht man vom Freitagsauto. Gemeint ist grundsätzlich dasselbe wie beim Montagsauto: Die Konzentration der Arbeiter vor dem Wochenende soll nachlassen, beziehungsweise am Montag noch nicht wieder voll vorhanden sein. Es gibt keine Belege für diese Behauptung, die aus der Zeit stammt als Herstellungsprozesse noch weniger automatisiert waren.