Ich hatte hier ja versprochen, ab und an Erlebnisse mit Pferden preiszugeben, die für mich etwas Besonderes waren und bei denen ich auf die eine oder andere spezielle Weise mit dieser faszinierenden Spezies kommuniziert hatte. Heute geht es um einen Wallach mit Sinneswandel.
Das große Tier hatte, als ich ihn das erste Mal behandeln durfte, Schmerzen im oberen Teil des Halses. Er lies sich zwar nach einer Weile auch dort behandeln, war aber in Habt-Acht-Haltung. Die Besitzerin sagte, dass er grundsätzlich bei fremden Menschen sehr misstrauisch sei, vor allem Männern gegenüber und kannte auch Teile seiner nicht sehr schönen Vorgeschichte. Beim zweiten Mal ging es schon deutlich besser, aber er zeigte mir immer noch durch seine Körpersprache, dass ich extrem vorsichtig sein musste – in allem, was ich tat.
Einige Monate später wurde ich aufgrund einer akuten Sache erneut zu ihm geholt. Ich behandelte ihn gleich im Round-Pen, wo wir uns zuvor seine Probleme angeschaut hatten. Nachdem ich fertig war tauschten seine Besitzerin und ich uns darüber aus, wie entspannt und vertrauensvoll er sich in die Behandlung habe fallen lassen. Und als ich lachend sagte: „Wenn ich daran denke, dass er die ersten beiden Male immer signalisiert hat – mach eine falsche Bewegung und ich bring dich um“, kam er näher und presste seine Nüster ganz sanft auf meinen Arm. Alles klar, war nichts Persönliches, nur was Grundsätzliches.