Perspektive wechseln

Der Link, den mir eine Freundin vor ein paar Tagen geschickt hat, erinnerte mich an ein Thema, das ich schon lange einmal ansprechen wollte. Als ich diese verrückten Bilder des litauischen Fotografen Andrius Burba sah, fiel es mir wieder ein. Es geht darum, auch als Reiter einmal die Perspektive zu wechseln.

Doch zuerst zu Burbas Idee: Mit seinem Projekt „Unter Pferden“ macht er haargenau das. Durch eine Glasplatte fotografiert er aus einer drei Meter tiefen Grube die Pferde von unten. Das ist bislang sein größtes Projekt dieser Art. Begonnen hat er mit Katzen, davon gibt es auch einen Bildband. Einer mit diesen Pferdebildern soll bald folgen. Derzeit kann man bereits wandfüllende Bilder erwerben oder sich das Making-of des Foto-Shootings ansehen.

Bilder aus dem Projekt „Unter Pferden“ des litauischen Fotografen Andrius Burba. (© www.underlook.org)

Dabei sieht man nicht nur, wie das Team die Pferde auf die Glasplatte bringt, ihnen Hufschuhe mit Gummi-Sohle anzieht, um den Pferden sicheren Halt zu geben und das Glas zu schonen und diese immer wieder säubert. Man sieht auch, dass einige der Pferde Kunststücke können und alle Bodenarbeit gewohnt sind. Eine Szene zeigt ein Pferd, das die Jacke seines Betreuers über dem Kopf hat, während zu seinen Hufen rundum die Glasplatte auf Hochglanz poliert wird.

Das Blenden des Pferdes – so nennt man das vorübergehende Abdecken der Augen – soll sowohl die Helfer als auch das Pferd schützen. Die Menschen vor Verletzungen, das Pferd vor Stress. Richtig angewendet, nicht erst, wenn das Pferd im Fluchtmodus ist, kann es das tatsächlich leisten.

Im ersten Moment war ich irritiert, dann sah ich die entspannte Reaktion des Pferdes, als die Jacke weggenommen wird und dachte: Das passt eigentlich perfekt zu dem, was ich anregen möchte. Denn ich möchte Pferdemenschen auffordern, immer wieder zu hinterfragen, wie das Pferd die Situation gerade sieht: Wie fühlt sich der Stall an? Ist das Futter aus seiner Sicht gut? Wie nimmt es seine Menschen wahr – Reiter, Stallbetreiber oder Ausbilder? Was hält es von seinem Training? Wie hat es das, was ich heute mit ihm erlebt und gemacht habe, aus Pferdesicht erlebt?

Und wundern Sie sich nicht, wenn Sie auf merkwürdige Gedanken kommen. Es ist wie mit diesen Bilder – sie sehen wirklich seltsam ungewohnt aus.