Viele Menschen mögen den Winter nicht – darunter viele Reiter. Das liegt wohl daran, dass Pferdesport im Sommer mit so viel weniger Aufwand verbunden ist. Mehr Tageslicht, Wärme und bessere Straßenverhältnisse machen dieses Hobby für die meisten in den wärmeren Jahreszeiten angenehmer. Auch für viele Pferde ist der Winter ein Problem …
… allerdings aus völlig anderen Gründen, als die Reiter normalerweise meinen: Mit Kälte und sogar mit Nässe kommen Pferde nämlich besser zurecht als wir. Wie viele andere Tiere passen Pferde bei niedrigen Temperaturen ihren Stoffwechsel an.
Bei Przewalski-Pferden hat man festgestellt, dass sie bei sehr großer Kälte die Temperatur in ihren äußeren Hautschichten bis auf 15 Grad senken. So minimieren sie den Wärmeverlust weiter. Außerdem fand man bei ihnen heraus, dass der Stoffwechsel unabhängig von Bewegung und aufgenommenem Futter zurückfährt, und einen Tiefpunkt erreicht, wenn die Temperaturen längst wieder steigen.
Viele Pferde dürfen im Winter nicht ihre natürliche Thermoregulation nutzen: also die natürliche Fähigkeit ihres Körpers, die Kerntemperatur möglichst gleich zu halten. Großen Anteil daran hat – ganz offensichtlich – das Winterfell. Dessen Zustand ist abhängig
- von der Fettschicht, die sich das Pferd (hoffentlich nur) den Sommer über angefressen hat. Studien zeigten, dass wild lebende Pferde vor dem Winter ein bis zu 20 Prozent höheres Gewicht haben als im Sommer. Bei einem Großpferd würde das einen Unterschied von 500 Kilo im Frühjahr und 600 Kilo im Herbst ausmachen.
- von der Größe des Tieres. Ein kleines Pony hat eine – im Verhältnis zu seinem Gewicht – größere Oberfläche als ein Großpferd. Es kann also mehr Wärme über die Oberfläche verlieren.
- von der Haltung. In warmen Ställen wird weniger Fell geschoben.
Thermoregulation wird aber auch ermöglicht durch Haarbalgmuskeln, mit denen die Haare aufgestellt oder angelegt werden und so mehr oder weniger isolierend wirken. Auch über den Zustand der Arterien – ob sie weit oder eng gestellt sind – kann ein Pferd mehr oder weniger Wärme abgeben. Einen weiteren Anteil an der Thermoregulation hat der Stoffwechsel. Mehr dazu hier sowie den folgenden Beiträgen.