Pferde im Winter (Teil 2)

Auch ein Noch-nicht-wirklich-Winter, wie er bisher war, zeigt, wie phantastisch Pferde mit der kalten Jahreszeit klar kommen: ohne Decke und mit einem Minimum an Futter. Ich musste bislang die Ration nicht erhöhen – Temperaturen leicht unter dem Gefrierpunkt fordern Pferde nämlich nicht wirklich.

Mehr Futter brauchen Pferde im Winter nur, wenn die Temperaturen unter einen auslösenden Punkt fallen. Wie Studiedien zeigten ist dieser Punkt je nach Haltung und Rasse sowie anderer Umstände unterschiedlich. Auch die Bedarfserhöhung variiert sehr stark und liegt zwischen 0,2 und 2,5 Prozent mehr an Energie für jedes Grad, das die Temperatur weiter unter den auslösenden Punkt fällt.

Aus der Beobachtung von über zehn sehr unterschiedlichen Wintern mit absolut identischer Haltung für dieselben Pferde kann ich sagen: Diese Studienergebnisse entsprechen meinen Beobachtungen. Bei Offenstallhaltung und uneingedeckten Pferden ist der auslösende Punkt, ab dem ich mehr füttern muss, erst wenn es auch tagsüber mehrere Tage unter fünf Grad Minus hat. Abhängig von Wind und Sonnenschein muss ich dann nicht groß die Raufutterration erhöhen, um das Gewicht trotz regelmäßiger Bewegung unter dem Sattel zu halten. Für jedes meiner Pferde (mit im Schnitt 500 kg) bedeutet ein Futter-Plus von 2,5 Prozent pro Grad täglich etwa 200 Gramm Heu mehr. Bei weiteren fünf Grad Minus ist das also ein Kilo pro Tag. Und das ist wiegesagt das Maximum was die Studien ergaben. Es ist also erstaunlich wenig, was Pferde zusätzlich an Nahrung benötigen, um die „innere Heizung“ bei niedrigen Temperaturen in Gang zu halten.

Karges Futter reicht: Przewalski-Pferden fahren ihren Stoffwechsel unabhängig von Bewegung und aufgenommenem Futter bis ins Frühjahr hinein zurück. (© Kelsey Rideout, Wikipedia)

Die Pferde im Winter mit wesentlich mehr Heu zu mästen ist also nicht nur unnötig, sondern auch ungesund. Man darf nämlich nicht vergessen, dass es für den Körper völlig natürlich, ja sogar gesund ist, das über den Sommer angefressene Fett den Winter über wieder zu verlieren. Und das aus unterschiedlichen Gründen: Zum einen würde sich das Gewicht über die Jahre sonst ins Unermessliche steigern und zum anderen werden im Fett gespeicherte Schadstoffe nur durch den Verlust der Fettschicht wieder aus dem Körper geschleust. Nur wenn dies regelmäßig passiert, funktioniert dieses System, ohne den Körper zu vergiften.

Mehr über Pferde im Winter – und ihre eigentlichen Probleme damit – im nächsten Beitrag.