Pferdeverrückte Kinder

Da in den letzten Wochen Kinder und Ponys auf unterschiedliche Arten ein großes Thema waren – hier mal eine Anekdote aus meinem Leben als pferdeverrücktes Kind in einer Nichtreiterfamilie* und wohin mich das führte. Und gleichzeitig ein Aufruf an alle, die es besser machen können.

Was macht man, wenn man als fanatischer Pferdemensch in einem Fliegerhaushalt aufwächst? Man geht mit auf den Flugplatz, so lange man muss, und träumt vom Reiten. Umgekehrt verhielt es sich für den griechischen Reitoberst Xenophon, der vom Fliegen träumte und sich mit dem Reiten zufrieden geben musste.

Heute kann jeder grundsätzlich beides haben und beide Sportarten verbindet einiges. Auch das Gefühl für das Flugzeug und das Pferd lernt man am besten in jungen Jahren.**

Das zeigte sich als ich vor ein paar Jahren auf einer Ausstellung in einem historischen Segelflieger saß, der als Fluglehrgerät diente. Während ich mich mit dem Segelfluglehrer unterhielt, bewegte dieser den SG-38 in seinem Pendelbock und ich flog ganz automatisch – obwohl ich das Fliegen nie gelernt hatte, sondern nur als Kind viel mitgeflogen bin.

Die Gleitzahl eines SG 38 ist unwesentlich besser, als wenn ein Klavier aus dem Hochhaus fällt, heißt es in Fliegerkreisen. Was mich nicht daran gehindert hat, ihn intuitiv zu „fliegen“. (© C. Götz)

Er sagte mir nachher, ich hätte das Flugzeug immer genau richtig in der Luft gehalten, auf jede seiner Bewegungen, mit denen er etwa Thermik simulierte, sei die richtige Antwort von mir über Steuerknüppel und Pedale an Höhen-, Quer- und Seitenruder gegangen.

Ich habe damals lange über sein Erstaunen nachgedacht und spontan fiel mir ein Satz dazu ein, den ein erfahrener Pferdemann mir vor 25 Jahren gesagt hatte: „Man merkt, dass du als Kind nicht viel Umgang mit Pferden hattest.“ Ja, danke auch – ich wünschte, es wäre anders gewesen, als für die Reitstunde einmal pro Woche das gesattelte Pferd in die Hand gedrückt zu bekommen. Aber ich will nicht undankbar wirken – es hatte auch Gutes.

Und die Moral … bitte liebe Pferdemenschen, wenn ihr Kinder kennt, die unbedingt aufs Pferd wollen, setzt euch für sie ein. Und sei es nur, indem ihr den nichtreitenden Eltern sinnvolle Wege aufzeigt und Möglichkeiten nennt.

Ansonsten kann man sich bei dem Verein Pferde für unsere Kinder e.V. über den ich hier berichtet habe Anregungen holen oder engagieren.

* Einer meiner Urgroßväter war bei der Kavallerie und ein echter Pferdenarr. Genützt hat mir das als Kind nicht viel. Es diente wohl eher der Beruhigung der Erwachsenen, woher mein Fanatismus rührte.

** Mit der Ausbildung zum Segelfliegen darf man übrigens schon mit 14 Jahren beginnen.