Raubtierblick

Kürzlich habe ich wieder einmal ein Fohlen behandelt. Der Zwerg war erst wenige Tage alt und wurde sehr unruhig, als ich in der Box sein Problem in Augenschein nehmen musste. Den Grund dafür konnte ich dann schnell abstellen.

Ich hatte aufgrund der Lichtverhältnisse die Augen quasi auf Raubtiermodus geschaltet, um überhaupt etwas zu sehen. Dabei wird der Blick starr. Darauf reagieren Pferde intuitiv, wie an dem Fohlen deutlich zu sehen war. Kein Wunder: Als Fluchttiere müssen sie merken, wann sie im Fokus eines Raubtieres sind und auch ihr soziales Miteinander beruht stark auf Blickkontakten. Ich entspannte die Muskeln um die Augen, machte den Blick wieder weich und das Fohlen blieb sofort stehen und lies sich auf Untersuchung und Behandlung ein.

Möchten Sie von ihrem Reiter so angestarrt werden? (© Keven Law, Wikipedia)

Kein Pferd möchte von seinem Reiter so angestarrt werden. (© Keven Law, Wikipedia)

Die meisten erwachsenen Pferde haben sich daran gewöhnt, dass wir Menschen diesen harten, fokussierten Blick häufig haben – wenn wir uns konzentrieren, wenn wir nach der Bildschirmarbeit verspannt in den Stall kommen oder weil wir eigentlich eine Brille bräuchten. Viele Reiter haben es sich angewöhnt, mit einem Blick aufs Genick des Pferdes zu kontrollieren, ob es in Beizäumung geht. Auch dieser Blick ist sehr fokussiert und meist hart.

Und Falten macht das auch noch. Kurz gesagt, wir tun weder uns noch den Pferden einen Gefallen. Hier ein paar Übungen, mit denen Sie Abhilfe schaffen können – auch im Sattel:

  • Augen zu: Es hat auf dem Pferd viele Vorteile, immer mal wieder kurz die Augen zu schließen – es verbessert das eigene Gleichgewicht und die Balance im Sattel und hilft, das Pferd und seine Bewegungen feiner wahrzunehmen – und auch Ihr Blick entspannt sich wieder. Schließen Sie die Lider und atmen Sie dabei aus. Machen Sie diese Übung öfter und sei es nur für einige Meter. Achten Sie auf Ihre Sicherheit und die der anderen!
  • Schnell blinzeln: So schnell und locker, wie es Ihnen möglich ist. Das löst den starren Blick, regt die Tränenflüssigkeit an und entspannt die Muskulatur am und rund ums Auge.
  • Fernsicht: Lösen Sie den Blick vom Nacken des Pferdes und schauen Sie auf den Weg vor sich: im Schritt zirka zehn Meter vor das Pferd, im Trab und Galopp etwas weiter. Üben Sie dies auch im Gelände dann wird es Ihnen später in Fleisch und Blut übergehen. Vorteil: Man sieht nicht nur den Weg und kann rechtzeitig reagieren, sondern stabilisiert sich selbst im Sattel und unterstützt das Pferd auch mental.

Viel Spaß beim Ausprobieren!