Reit[e]!

Viele Pferdemenschen und auch Nichtpferdemenschen staunen nicht schlecht, wenn sie folgenden Satz hören: Ich habe in meinem Leben viel geritten. Anderen wiederum dreht sich der Gehörgang auf links, wenn sie den Satz so vernehmen: Ich bin in meinem Leben viel geritten. Was ist richtig? Oder anders gefragt: Gibt es hier tatsächlich ein Richtig oder ein Falsch?

Der Duden sagt: In diesem Fall ist „ist“ die häufigere Variante*, „hat“ wäre aber auch richtig:

Wenn es um die Bedeutung geht, sich auf einem Pferd fortzubewegen, seine Zeit reitend zu verbringen, ist nämlich die Perfektbildung mit „ist“ und „hat“ gleichermaßen möglich: „Ich bin/habe gestern drei Stunden geritten“ darf man auf der Grundlage der aktuellen amtlichen deutschen Rechtschreib- und Grammatikregeln schreiben und sagen. Ebenso wie „sie ist/hat schon einige Turniere geritten“.

Geht es allerdings darum, ein Pferd „reitend an einen Platz bringen“, darf man nur noch „hat“ benutzen. Dann hat man das Pferd eben in den Hänger geritten. Wenn man sonst keine Probleme hat, kann man das ja machen. Klarer wird diese Regel vielleicht, wenn man folgendes Beispiel nimmt: „Ich habe das Pferd vom alten in den neuen Stall geritten.“

Drei weitere Perfektbildungen erlaubt der Duden ebenfalls nur mit „hat“: ein Pferd oder sich selber durch Reiten in einen bestimmten Zustand bringen (ich habe das Pferd müde geritten; ich habe mein Knie wund geritten) sowie in der Formulierung, was einen da gerade geritten hat … etwa dieses Thema hier anzuschneiden.

Man könnte auch sagen: Ist ist häufiger obwohl hat mehr Bedeutungen hat … oder anders ausgedrückt (auch wenn mir das gar nicht gefällt): Wer immer nur hat nutzt, kann nichts verkehrt machen. Wer meint, Deutsch sei noch schwieriger als Reiten, bekommt von mir folgende Empfehlung: Rede nicht über das, was du mal geritten bist/hast, sondern reit[e]!

* Ich habe stets das Gefühl gehabt, dass bei der Verwendung von ist und hat, da wo es reittechnisch gleichermaßen erlaubt ist, ein Nord-Süd-Gefälle eine Rolle spielt: im Süden eher die Ist-Fraktion, gen Norden die Hat-Reiterinnen**.

** Natürlich auch Männer.