In letzter Zeit hört und liest man häufiger, wie schädlich und überflüssig Dehnungshaltung sei. Da ist es gar nicht verkehrt, dass sich ein Buch des Themas annimmt und fachlich in die Tiefe erklärt, was Dehnungshaltung eigentlich ist, und wem sie in welcher Form, wann genau nützt.
Für alle, die neuerdings eine Sperre gegen Dehnungshaltung entwickelt haben, weil sie glauben, Dehnungshaltung wäre in der klassischen Ausbildung nicht vorgesehen, lohnt sich meiner Ansicht nach schon ein Blick in das vorletzte Kapitel des Buches* Dehnungshaltung, Biomechanik und klassisches Reiten.
Hier ist das Ergebnis einer tollen Literaturrecherche zu dem Thema zu finden – mit Zitaten von Nuno Oliveira bis zum Vorgänger der Heeresdienstvorschrift, die Grundlage für die heutigen Ausbildungsrichtlinien der FN sind.
Im Rest des Buches „treffen Anatomie, Trainingslehre und Therapie auf Reitlehre und Trainingspraxis: Es wird erklärt, was eine korrekte Dehnungshaltung ausmacht, was dabei im Pferdekörper passiert und welchen Stellenwert sie in der Pferdeausbildung sowie der Trainingslehre hat“, schreibt der Verlag.
Die Autorinnen – die klassische Ausbilderin mit Trainer-A-Qualifikation Katharina Möller und die Pferdeosteopathin Claudia Weingand – analysieren zudem, wie eine korrekte Dehnungshaltung aussieht, was der Reiter tun kann, um sein Pferd in Dehnungshaltung reiten zu können und bei welchen körperlichen Problemen das Pferd nicht in Dehnungshaltung gehen kann. Ein Fallbeispiel rundet das Buch ab.
Gewünscht hätte ich mir eine klarere Darstellung von verschiedenen Formen der Dehnungshaltung zur Gebrauchshaltung jeweils bei unterschiedlichen Pferdetypen in Bildern. Etwas weniger Myosin und Aktin und ein wenig mehr praktische Tipps, wie man als Reiter erkennt, ob sich das jeweilige Pferd in einer biomechanisch sinnvollen Dehnungshaltung befindet, und wie immer: Ein Register wäre toll gewesen.