Eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit hat gezeigt, dass Falten über den Augen mit dem emotionalen Zustand des Pferdes in Zusammenhang gebracht werden können und so Rückschlüsse auf selbigen zulassen.
Allerdings, so das Ergebnis der Fallstudie von Forschenden aus England, USA und der Schweiz, seien noch weitere Studien nötig, wenn die Falten in Zukunft als einfach anzuwendender Hinweis, ob ein Pferd Stress hat, anhand wissenschaftlich abgesicherter Parameter genutzt werden sollen. In der Fallstudie waren 16 Pferde diesbezüglich untersucht worden: Man hatte stressige Situationen anhand von Futterneid und raschelnden Plastikfolien simuliert und sie mit entspannten Momenten verglichen, wobei eine Profifotograf jeweils die Augen und das Ausmaß der Falten ablichtete.
Die typischen Falten oberhalb des inneren Augenwinkels – meist wie eine hochgezogene Augenbraue – entstehen auch beim Pferd durch Anspannung der Muskulatur. Die Schwierigkeit der Forscher, diese Art von Beurteilung zu standardisieren, liegt in den individuellen Unterschieden in Lage und Ausprägung der Falten, die von Pferd zu Pferd und von Situation zu Situation recht verschieden sein können. Dazu kommt, dass sich die Charakteristik der Augenfalten auch je nach Art der emotionalen Stimmung unterscheidet. Auch der (relative) Weißanteil im Auge spielt eine Rolle.
Ein ängstliches Pferd wird also andere Falten zeigen als eines das unsicher, verärgert, frustriert, erschöpft oder krank ist.* Das ist ja an sich nicht neu oder überraschend. Interessant wird es in erster Linie dadurch, dass durch wissenschaftliches Fundament solche Betrachtungen Einzug in die allgemeine Beurteilung und somit in anerkanntes Pferdewissen erhalten können: weg vom Wendy-Image.
* Wer an sich selbst einmal ausprobieren möchte, wie sich so etwas bei uns anfühlen kann, sollte sich vor einen Spiegel stellen und unterschiedliche Falten herstellen – am einfachsten geht das an der Stirn oder am inneren Augenwinkel. Und dann hinspüren, wie sich die Gefühlslage dadurch verändert.