Nur zwei Finger

Genug geklagt – hier kann man es nachlesen –, jetzt noch ein paar Verbesserungsvorschläge* in Sachen Tierschutz im Pferdesport. Das heißt, eigentlich ist es nur ein einziger, winzigkleiner, mit großen Folgen: die Kontrolle, der in der LPO festgeschriebenen Zwei-Finger-Regel.

Von Tierärzten entwickelt und einfach anzuwenden. So kann die in der LPO fixierte Zwei-Finger-Regel gut kontrolliert werden. (© www.equidaewelfare.com)

Von Tierärzten entwickelt und einfach anzuwenden. So kann die in der LPO fixierte Zwei-Finger-Regel gut kontrolliert werden. (© www.equidaewelfare.com)

Damit sich ein Effekt zeigt, müsste lediglich folgendes eingehalten werden.

  1. Das von Tiermedizinern entwickelte genormte Tool, das einen zwei Finger breiten Abstand zwischen Nasenrücken und Nasenriemen gut messbar simuliert, kommt auf jedem Turnier und in jeder Prüfung zum Einsatz.
  2. Das Tool wird direkt vor dem Einreiten eingesetzt, sodass vermieden wird, dass der Reiter oder sein Tross den Riemen wieder enger schnallen.

Und hier die bekannten Gegenargumente und ihre Entkräftung: Den vierbeinigen hochsensiblen (Hochleistungs-)Sportlern sei es nicht zuzumuten, dass direkt vor einer Prüfung jemand an ihrem Nasenriemen herumfummelt. Das erledigt sich schnell von ganz alleine: Wenn diese Kontrolle nämlich Standard ist, werden ab sofort junge Pferde auch im Training anders ausgebildet werden müssen. Zudem können sich bereits die jungen Pferde von Anfang an daran gewöhnen. Die Pferde empfinden das Aufschnallen eines zu engen Nasenriemens nicht als Strafe – ganz im Gegenteil. Das heißt, dass auch ältere Pferde, denen das Procedere jetzt beigebracht werden muss, sich gut damit zurechtfinden sollten. Wer ein Pferd dazu bringen kann mit aufs Turnier zu fahren und dort zu starten, sollte es auch schaffen, ihm zu vermitteln, dass der Test des Nasenriemens Zucker ist. Auch ist der dafür im Turnierbetrieb benötigte Zeitaufwand gering.

Der Effekt der Maßnahme: Durch einen korrekt verschnallten Nasenriemen wird gutes, reelles Reiten offensichtlicher und kann entsprechend belohnt werden. Denn Ausbildungsmängel, mangelnde Durchlässigkeit oder eine harte Hand werden so deutlich sichtbar. In der Folge werden auch scharfe Gebisse und Zwangsmaßnahmen wie Zungenstrecker immer mehr von der Bildfläche verschwinden. Zu offensichtlich wird nämlich dann, dass ihr Einsatz eigentlich kontraproduktiv ist.

Abschließend muss ich aus meiner Erfahrung als Therapeutin noch sagen, dass vielen Pferden die zwei Finger breit nicht reichen. Vielfach ist das dann der Fall, wenn Zungenbein und oder Kiefergelenk(e) bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden. Aber auch hier hätte die oben vorgeschlagene Regelung das in vielen Fällen verhindern können. Deshalb ist mein persönliches Anliegen noch: Erlaubt auch, das Reithalfter ganz wegzulassen – zumindest in der Dressur.

* Die FN hatte bis Ende Juni 2015 nach Vorschlägen für die LPO 2018 gefragt. Da der Link noch aktiv ist, habe ich diesen Vorschlag noch eingesendet.