Echt bitter

Die Wellen, die der offene Brief der Tierärztin an die FN geschlagen hat sind wieder abgeflaut. Die Antwort der FN signalisiert: Wir haben nichts verkehrt gemacht. Meiner Ansicht nach ist diese Einstellung ein Eigentor. Aber egal. Ich würde gerne noch ein wenig auf einem Punkt herumreiten, der meiner Ansicht nach bisher zu kurz gekommen ist.

In dem Brief wurde ein Beispiel aufgeführt, für das Nicht-Erkennen des Zustands eines Pferdes. Die Tierärztin verwendete dafür Begriffe wie „leidend-duldenden Eindruck“ und „unwillige Maultätigkeit“. Sie fand einen metallenen Zungenstrecker solcher Bauart, der ihrer Beschreibung nach falsch angepasst und verschnallt war, da er „gegen die Jochbeine“ drückte. Und auch „die Maulwinkel wurden zwischen dem 5 mm starkem Draht noch zusätzlich zum Gebiss ca. 2-3 cm hochgezogen und dabei gedrückt“.

Es ist tatsächlich so, dass inzwischen – anders als noch vor einigen Jahren – sowohl das ursprüngliche Fahrgebiss Doppelringtrense als auch Zungenstrecker aus Metall laut LPO in Springen ab Klasse M erlaubt sind, sofern diese den Grundsätzen der Unfallverhütung und des Tierschutzes entsprechen. Und nur auf letzteres bezieht sich die oben zitierte Aussage der Tierärztin.

Wie die Konstruktion aus Doppelringtrense und Zungenstrecker insgesamt aussieht, kann man auf diesem Foto sehen, das vom betreffenden Paar im Finale des Bundeschampionats am 5.9.15 aufgenommen wurde.

Der siebenjährige C’est beau mit einer Doppelringtrense und Zungenstrecker im Finale des Bundeschampionats am 5.9.15 (© www.jessica-konrad-fotografie.de) http://www.jessica-konrad-fotografie.de/

Der siebenjährige C’est beau mit einer Doppelringtrense und Zungenstrecker im Finale des Bundeschampionats am 5.9.15. (© www.jessica-konrad-fotografie.de)

Es wäre bitter, dass die in dem offenen Brief vorgebrachten Anschuldigungen jemanden treffen, der das nicht verdient habe, ist der Tenor in der Turnierszene. Und auch aus der Antwort der FN geht lediglich hervor, dass man sich im Recht fühlt. Man hat diese Ausrüstung ja genehmigt.

Verwunderlich ist in diesem Zusammenhang für mich vor allem, dass man auch von Seiten der FN-Fachleute stets hört und liest, wie stark sich die Zuchtprodukte in Sachen Rittigkeit verbessert haben und wie viel sensibler die Pferde sind, man aber gleichzeitig das Waffenarsenal deutlich erweitert hat. Meiner Ansicht nach: Kein Schritt in die richtige Richtung.