Als ich die vorherige Geschichte verfasste, wollte ich gleich mehr darüber schreiben, wie sehr Pferde auch das Hufegeben zur Kommunikation einsetzen können – und um uns Menschen auf Herz und Nieren zu prüfen. Mich regt das ja ehrlich gesagt manchmal ein bisschen auf, wenn …
… eines meiner huftechnisch wirklich gut erzogenen Pferde das Hufegeben dazu einsetzt, aber im Grunde genommen ist es doch ihr gutes Recht. Und nicht zuletzt bekomme ja auch ich dadurch Informationen über unsere Gastreiterinnen und wie das Pferd zu ihnen steht.
Doch zuerst einmal – viele Pferde machen auf die eine oder andere Art beim Hufegeben Probleme: entweder weil sie es noch nicht können, weil sie es nicht besser können oder weil sie es sich leisten können. Mit „noch nicht können“ meine ich Fohlen oder Jungpferde, denen es noch nicht beigebracht wurde, „nicht besser können“ bezieht sich auf erwachsene Pferde, denen Hufegeben falsch beigebracht wurde und „das sich leisten“ bezieht sich auf Pferde, die eigentlich wissen, wie es geht, aber die individuelle Schwäche des Aufhebers ausnutzen beziehungsweise diesen Menschen kennenlernen möchten.

Vor allem, wenn die Hufe medizinisch versorgt werden müssen ist sicheres, entspanntes Aufheben wichtig. (© C. Götz)
Ich erinnere mich an ein älteres Schulpferd, von dem mir vor langer Zeit gesagt wurde: Stress dich nicht, wenn die ihre Hinterhufe nicht gibt, die ist da eigen. Ja, das war sie. Ich bin aber heute davon überzeugt, dass die Stute ganz genau wusste, was sie tat, und sich so gezielt ein Bild von jedem neuen Menschen machte.
Sie konnte die Hufe nämlich problemlos geben, wenn sie überzeugt war, dass der Mensch auf sie aufpasste. Hatte an das gemacht, konnte es vorkommen, dass sie einem beim Reiten entgegenkam. Ich erinnere mich gut, dass ich sicher fünf Minuten sture Gelassenheit gebraucht hatte, um den schlechteren Hinterhuf zu bekommen. Dafür hat sie in der Reitstunde danach unter mir den Ausbilder positiv überrascht.
Ich mache das Aufheben meiner Pferde nach Lehrbuch und gehe dennoch auf ihren individuellen Charakter, ihr Exterieur, Alter und ihre Tagesform ein. Wenn ich bei der Arbeit ein fremdes Pferd aufhebe, achte ich ebenfalls auf mögliche Eigenheiten. Erstens will ich es mir mit dem Pferd beim Behandeln nicht verscherzen, zweitens möchte ich, dass das Pferd weiß, dass ich guten Willens bin – das ist das Wichtigste. Bekomme ich den Huf nicht sofort, frage ich, warum nicht (das Pferd und manchmal auch die Menschen).
