Versuchsaufbau verstehen

Manchmal, wenn ich Studien lese, frage ich mich, wie es zu dem gewählten Versuchsaufbau kam. Besonders groß und fett waren die Fragezeichen in meinem Kopf nach einer ganz neuen Studie aus den USA zu den Unterschieden von freiem Heuzugang, Slowfeeder und zeitgesteuerter Raufe.

Geprüft werden sollte das Verhalten und der Stress von Pferden in den einzelnen Fütterungsszenarien: 15 Polopferde, die sich bereits kannten, wurden dafür in jedem Fütterungssystem 15 Tage videoüberwacht. Es wurde regelmäßig das Blut-Cortisol gemessen und sie wurden vorher und nachher gewogen.

Heu zur freien Verfügung gab es aus einer Raufe, das Slowfeeder-Heu konnten die Pferde ebenfalls rund um die Uhr aus einer Heuglocke mit Netz fressen und das Heu aus dem Automaten stand sechsmal am Tag für jeweils 45 Minuten zur Verfügung.

Bei freiem Zugang wurde nicht nur mehr Heu gefressen – die Pferde nahmen hierbei deutlich zu – es wurde auch viel mehr Heu vertreten. Die Gruppen mit Netz und automatischer Fütterung nahmen deutlich weniger, aber ähnlich viel Heu auf und verschwendeten nur wenig davon.

Die Pferde der Automatengruppe standen mehr herum und zeigten Kotfressen und aggressives Verhalten. Und das, obwohl die Fütterungspausen zwischen den Öffnungszeiten nur knapp dreieinhalb Stunden betragen heben. Noch spannender wird es, wenn man ausrechnet, was die gewählte Programmierung des Automaten mit dem Fresstempo macht: Jedes der rund neun Kilo Heu wurde von den Pferden in 30 Minuten vertilgt: Das ist ein deutlich erhöhtes Fresstempo (zu dem wissenschaftlich eruierten mittleren Fresstempo von rund 40 Minuten je Kilo Heu).

Schlingen aber führt zu nicht genügendem Einspeicheln und damit zu Magenproblemen, zieht nicht ausreichend zerkleinerte Futterbestandteile und damit Fehlgärungen und weitere Symptome wie Koliken und Kotwasser nach sich.

Dass Fressen unter Zeitdruck genau diese Folgen hat, denke ich mir nicht aus – das wurde in Studien belegt. Warum also legt man ein Studiendesign so an? Den Automaten finde ich nämlich vom Design her an sich ganz brauchbar.

Auch das Fazit der Forscherinnen wie von thehorse.com zitiert passt dann irgendwie dazu: „Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um besser zu verstehen, wie Pferde, die mit einem Heuautomaten gefüttert werden, ihre Bedürfnisse erfüllt finden, um Aggressionen zu minimieren.“

* In dem Video ist übrigens von nur vier mal 45 Minuten Heufreigabe die Rede. Aber alle anderen Zahlen aus der Studie und den Interviews passen zu den dafür erwähnten sechs mal 45 Minuten.