Voll zum Sitzen kommen

Für mich ist immer wieder erstaunlich, wie viele verschieden Variationen meines eigenen Sitzes ich im Laufe meiner reiterlichen Laufbahn entdeckt habe und immer noch entdecke – wenn ich mal wieder auf andere Pferde komme oder neue Dinge im Sattel lerne. Aus dem Austausch mit anderen Reitern weiß ich, dass viele …

… dies zwar auch machen, aber entweder nicht bewusst einsetzen und so nicht darauf zurückgreifen können, wenn es nötig ist oder aber unbewusst oder bewusst meinen, das sei nicht richtig, beispielsweise weil es ihnen niemand vermittelt hat oder sie noch nie davon gehört oder gelesen haben.

Sollte ich die zwei wichtigsten Dinge nennen, die für mich einen guten Reitersitz ausmachen, so sind das Geschmeidigkeit und Stabilität. Beide zusammen ermöglichen sie größtmögliche Flexibilität bei ständiger Balance.

Viele Reiter kennen nur den Vollsitz und den Entlastungssitz – eventuell letzteren noch mit seinen verschiedenen Varianten. Wenigen ist klar, wie viele verschiedene Variationen, den eigenen Körper den Bewegungen des Pferdes anzupassen, es gibt. Die meisten davon sind nicht statisch, sondern entstehen aus der Bewegung und erfordern Beweglichkeit – oft nur für kurze Momente: Etwa wenn das Pferd kurzfristig verspannt – weil es etwas sieht – und man ihm hilft, den Rücken wieder herzugeben, indem man die Sitzbeine entlastet und das Gewicht auf die Steigbügel gibt, ohne den Sitz aufzugeben.

Die meisten Anfänger tendieren entweder zum Spaltsitz oder zum Stuhlsitz (oben). (© C. Götz)

In diesem Beitrag habe ich schon einige Möglichkeiten beschreiben, wie man anfangen kann, sein Bewegungsspüren im Sattel zu verbessern. Sinnvoll ist es, sich als Reiter beispielsweise auch mit folgenden Aufgaben zu beschäftigen:

  • sich leichter oder schwerer im Sattel machen
  • das eigene Gewicht für das Pferd leichter machen, indem man es über die Steigbügel, über die Innenseiten der Oberschenkel und/oder über die Position des Oberkörpers abfängt
  • das eigene Gewicht schwerer machen, indem man Po- und Oberschenkelmuskulatur bewusst entspannt

Idealerweise macht man diese Übungen wenn das Pferd ohnehin entspannt geradeaus läuft – entweder im Gelände oder an der Sitzlonge. Das sind Feinheiten, die man bereits Anfängern problemlos vermitteln kann und die früh dazu beitragen, Sitzfehler abzustellen. Etwas, das sich viele aus unterschiedlichsten Gründen nicht vorstellen können.

Je mehr Variationsmöglichkeiten einem zur Verfügung stehen, umso sicherer wird der eigene Sitz zudem. Denn die Variation einer Bewegung ist laut neuesten Erkenntnissen der Sportwissenschaft das, was bei allen Sportarten die schnellsten Fortschritte bringt und die Möglichkeit, den eigenen Körper optimal für die jeweilige Sportart einzusetzen.