Wie alt ist ein 20 Jahre altes Pferd? Und was kann es noch machen? Diese Frage lässt sich zwar rein theoretisch beantworten, praktisch wird es schon schwieriger.
Ungefähr drei Menschenjahre rechnet man pro Pferdejahr: also entspricht ein zehnjähriges Pferd einem Menschen mit Anfang, Mitte 30; ein 20 Jahre altes Pferd wäre als Mensch 60 Jahre alt. Und mit der magischen 20 sehen viele Besitzer und Reiter die Pferde – auch wenn sie noch fit sind – als Rentner.
Macht aber keinen Sinn, denn erstens gilt speziell bei Pferden, „wer rastet, der rostet“ und zweitens sind es ganz andere Faktoren, die bei der Beurteilung von Alter, Konstitution und Fitness eine Rolle spielen sollten:
- Tritt der Widerrist deutlicher hervor und/oder sackt der Rücken bereits nach unten?
- Wird die Muskulatur auch am restlichen Körper weniger?
- Werden die Bewegungen weniger elastisch, gestaltet sich die Lösungsphase länger?
- Wird das Fell schlechter, die Haut schlaffer oder dauert der Fellwechsel länger?
- Wird das Pferd schwerfuttriger?
- Friert es leichter oder steckt es Wetterumschwünge schlechter weg als früher?
Als Fluchttier ist auch ein altes Pferd stets bereit, zu signalisieren: Ich bin fit, es lohnt sich nicht, mich zu jagen, mich kriegst du eh nicht. Das heißt, dass es auch hier unsere Aufgabe als Reiter, Besitzer, Trainer und Stallbetreiber ist, im Hinterkopf zu behalten, dass ein Pferd in der Regel versucht, besser auszusehen, als es ihm möglicherweise geht.
Behält man die Aspekte oben im Blick, fällt es leichter, rechtzeitig entsprechende Maßnahmen zu ergreifen: Die Schrittphase anfangs und am Ende der Arbeit auszudehnen, das Pferd früher oder länger oder überhaupt einzudecken, den Zahnarzt in kürzeren Abständen kontrollieren zu lassen und gegebenenfalls die Ernährung und/oder Haltung anzupassen. Pauschallösungen gibt es nicht, es ist das Sinnvollste, zu schauen, was das betreffende Tier braucht …