Mein Pferd wird alt. Diesen Satz habe ich in letzter Zeit häufiger gehört. Das ist einerseits schön, denn man sollte es ja genießen, dass das Tier noch bei einem ist. Und es ist andererseits beängstigend, weil man nicht weiß, was noch auf einen zukommt.
Und das nicht nur, wenn man noch kein älteres Pferd hatte. Wer allerdings weiß, dass die Alterungsvorgänge bei nahezu allen Säugetieren relativ ähnlich ablaufen, oder wer schon einmal einen alten Hund hatte, der kann sich besser vorstellen, welche Probleme und Beschwerden auftauchen können und geeignete Maßnahmen ergreifen, wenn es nötig wird.
Altern ist eines der am wenigsten verstandenen Phänomene der Medizin und Biologie. Man weiß aber, dass eine ganze Reihe hochkomplexer, vielfach noch ungeklärter Mechanismen dafür verantwortlich sind. Diese Vorgänge laufen relativ synchron ab. So erklärt sich, dass alle Organsysteme nahezu gleichzeitig altern, das Gehirn genauso wie Nieren und Herz oder die Haut. Auch bei Tieren ist dies der Fall.
Die eigentliche Todesursache allerdings ist das Altern auch bei ihnen im seltensten Fall. Die Wahrscheinlichkeit an einer Alterskrankheit zu sterben – oder wegen ihr eingeschläfert zu werden – ist bedeutend höher. Dazu gehören auch beim Pferd: Lungenprobleme, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ihre Folgen, Arthrosen und Krebserkrankungen. Alterskrankheiten sind eine der Hauptursachen, warum die maximale Lebensspanne nur äußerst selten erreicht werden kann. Bei Großpferden wird diese in der Regel bei 50 Jahren angesetzt, bei Ponys bei 60 – und beim Menschen übrigens bei 120 Jahren.
Auch bei Tieren ist das Altern teilweise genetisch festgelegt und zum Teil abhängig von der Lebens- und Krankheitsgeschichte. Wie wir Menschen auch können Tiere jünger oder älter aussehen – sogar noch in viel größerem Ausmaß.
Beim Altern der Pferde sind die typischen Probleme im Zusammenhang mit den Besonderheiten dieser Spezies zu sehen: Als großes Lauftier muss das Pferd vor allem in Bewegung bleiben können. Sein Kreislauf fordert dies ebenso wie der Trageapparat mit Muskeln, Sehnen, Bändern und Gelenken. Kann es sich nicht mehr ausreichend hinlegen, weil es Angst vor dem Aufstehen hat, kann dies viel Kraft kosten. Als Fluchttier kann das Nachlassen seiner Seh- und Hörkraft es unsicher machen, auch in der Herde. Denn als Herdentier ist es darauf angewiesen, sich ständig zu orientieren. Ranghöhere oder Neuzugänge können hier problematisch sein.
Aus medizinischer Sicht ist vor allem auf die Zahnkontrolle älterer Pferde besonderes Augenmerk zu legen; aus naturheilkundlicher Sicht auf die Unterstützung des Immunsystems sowie des Stoffwechsels, vor allem zum Fellwechsel. Mehr darüber sowie über geeignete Maßnahmen demnächst.