Was steckt hinter Gurtzwang?

Eine US-amerikanische Studie hat insgesamt 37 klinische Fälle von Gurtzwang rückblickend beleuchtet. Ergebnis: Die Diagnosen hinter dem Symptom sind vielfaltig – einige sind allerdings häufiger als andere. Doch zuerst einmal zu den Zeichen, …

… die ein Pferd mit Gurtzwang aussendet: Sie gehen von Kopfschlagen und Ohren anlegen über Drohen, Schnappen und Beißen bis hin zum Treten. Häufig wird Gurtzwang mit Sattelzwang verwechselt.

Die Studie beschreibt die Symptome und die endgültigen Diagnosen bei den 37 Pferden, die wegen Gurtzwang in der kalifornischen Klinik untersucht wurden, folgendermaßen:

  • Bei zwölf Pferden wurden Magengeschwüre als Ursache festgemacht.
  • An zehn Pferden wurden orthopädische Probleme als Ursache des Gurtzwangs diagnostiziert.
  • Bei drei Pferden wurden schlecht sitzende Sättel als Problemauslöser gefunden.
  • Elf Pferde hatten unterschiedliche Krankheiten (z. B. Leberabszess, Harnwegsinfektion, Tumor in den Fortpflanzungsorganen).

Es lohnt sich also durchaus, bei Abwehranzeichen des Pferdes eine medizinische Ursache einzubeziehen. Aus der Akupunktur-Lehre gibt es einige Punkte, die diesbezüglich weiterhelfen können:

  1. Perikard 1: Ist dieser Punkt druckschmerzhaft ist dies ein Hinweis auf medizinische Gründe für einen Gurtzwang – egal ob diese vom Magen ausgehen oder ob ein unpassender Gurt oder Sattel die Ursache ist. Sie finden Perikard 1, wenn Sie oberhalb des Ellenbogens und noch unterhalb der Höhe des Buggelenks sanft nach vorne in die Achsel drücken (siehe Bild unten ganz links).
  2. Blase 14: Auch dieser Punkt steht mit dem Perikard-Meridian in Verbindung. Reagiert er schmerzhaft auf Druck kann dies ein Zeichen für Schmerzen in Bereich des Brustkorbs sein. Sie finden Blase 14 unterhalb des Widerrists, indem Sie am Rand des Schulterblattes nach hinten/unten fahren, dort wo das Schulterblatt auf den Rippenkasten stößt (siehe Bild Mitte).
  3. Konzeptionsgefäß 17: Mittig auf dem Brustbein, direkt vor der eigentlichen Gurtlage, liegt ein Punkt der druckschmerzhaft reagiert, wenn das Pferd in der Brustmuskulatur verspannt oder ein psychisches Problem – z. B. mit dem Satteln, dem Gurten oder dem Gerittenwerden – hat. Seien Sie hier beim Testen besonders vorsichtig, denn das Pferd kann nach Ihrer Hand treten. Gehen Sie hinter dem Ellbogen mit der Hand an die Mitte des Brustbeins bis Sie eine Art Vertiefung finden, und drücken Sie mit zwei Fingern nach oben.

Von links: Perikard 1, Blase 14 und Konzeptionsgefäß 17. (© C. Götz)

Geringgradige Verspannungen lösen sich oft nach mehrmaligem Drücken der Punkte (was einer Akupressur entspricht). Ein Pferd mit einem medizinischen Problem reagiert extrem und dauerhaft auf Druck auf einen oder mehrere der drei Punkte.

Allerdings kann hinter Gurtzwang – wie bei jedem stereotypen Verhalten des Pferdes – auch die erlernte Komponente ein große Rolle spielen. Warum und wie, sowie einige Fallbeispiele dazu im nächsten Beitrag.