Wasseralarm

Kotwasser, Blähungen, Durchfall – diesen Herbst ist es besonders heftig, hört man von Kollegen, Tierärzten und aus Foren. Warum? Ich habe ehrlichgesagt keine Ahnung – nur ein paar Vermutungen sowie einige Hinweise, wie man herausfindet, was beim eigenen Pferd das ursächliche Problem sein könnte.

Viele Pferdebesitzer können als Einsteller leichtes Kotwasser oder Durchfall nur daran erkennen, dass Hinterhand oder Schweif des Pferdes verschmutz sind. (© C. Götz)

Viele Pferdebesitzer können als Einsteller leichtes Kotwasser oder Durchfall nur daran erkennen, dass Hinterhand oder Schweif des Pferdes verschmutz sind. (© C. Götz)

Man darf nicht vergessen, dass Durchfall ein Instrument des Körpers ist: eine natürliche Reaktion um Gifte oder Unverdauliches auszuscheiden. Ähnlich dürfte es sich auch bei Kotwasser verhalten. Es sollte also immer darum gehen herauszufinden, was der Körper loswerden möchte. Die Ursachen können jeweils vielfältig sein. Von Sand im Darm über Parasiten bis zu Futterunverträglichkeiten.

Bei vielen Pferden hat sich die Auffälligkeit jetzt in der Übergangszeit eigestellt. Einige sind gar nicht mehr auf Koppel, andere noch auf abgefressenen Weiden. Durch das Knabbern der Reste oder den Aufenthalt auf Paddocks steigt also die Gefahr Sand aufzunehmen. Und Gras ist saisonal bedingt Mangelware. Gras hat aber einen großen Vorteil im Darm des Pferdes: Durch die Masse – bedingt durch den hohen Wassergehalt – scheint es so, als ob der Darm sich damit besonders gut selbst reinigt. Diese Beobachtung wird gestützt durch eine Studie, bei der sich eine vorübergehend über den eigentlichen Bedarf erhöhte Heumenge als weitaus beste Maßnahme zur Beförderung von Sand aus dem Verdauungstrakt herausstellte.

Flohsamenschalen (Abbildung) oder ganzer Samen? Noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse zu Unterschieden in der Wirkung – nur eine Studie, die zeigt, dass eine erhöhte Heumenge den Darm am besten von Sand reinigt. (© Cary Bass, Wikipedia)

Flohsamenschalen (Abbildung) oder ganzer Samen? Noch gibt es keine gesicherten Erkenntnisse zu Unterschieden in der Wirkung – nur eine Studie, die zeigt, dass eine erhöhte Heumenge den Darm am besten von Sand reinigt. (© Cary Bass, Wikipedia)

Die diesbezügliche Wirksamkeit von Quellstoffen wie Flohsamen ist weiterhin umstritten. Dennoch benutzen auch einige Kliniken sie als erste Maßnahme bei Verdacht auf Sand im Darm. Egal ob Flohsamen, Leinsamen oder aufgekochter Haferschleim – alle diese Futtermittel enthalten Schleimstoffe, die einen gereizten Darm beruhigen. Zudem vergrößern sie – vor allem, wenn sie erst dort aufquellen – das Darmvolumen, bewirken somit eine Dehnung der Darmwand und dadurch eine Steigerung der Darmbewegung.

Ein Test, bei dem Pferdeäpfel in Wasser aufgelöst werden, kann hilfreich sein, auch wenn er letztendlich keine sichere diagnostische Aussage bilden kann. Denn erstens kann ein Pferd Sand im Darm haben ohne dass dieser über den Kot ausgeschieden wird. Zweitens kann umgekehrt kann viel Sand mit ausgeschieden werden ohne dass viel davon im Darm liegen bleibt. Und drittens ist die Menge von Sand im Darm nicht entscheidend dafür ob ein Pferd mit Problemen reagiert.

Einen Versuch ist es trotzdem wert, vor allem, wenn der Test in regelmäßigen Abständen auch während der Abhilfe-Maßnahmen durchgeführt wird. Um auszuschließen, dass eine Unverträglichkeit auf bestimmte Futtermittel vorliegt eignet sich eine reine Heudiät zusätzlich.