Welches sind die häufigsten Zahnprobleme beim Pferd und wie erkennt man sie als Besitzer? Ein kompakter Überblick von Zahnhaken über Knäste bis hin zu Zahnfleischentzündungen und EOTRH.
Der Zahnarzt kontrolliert bei der Routinekontrolle in erster Linie auf Zahnhaken. Diese scharfen Grate und Spitzen, die die Maulschleimhaut verletzen können, entstehen zumeist an den Backenzähnen, die ganz hinten im Kiefer liegen. Häufige Anzeichen für Zahnhaken sind langsames Fressen, schlechtere Futterverwertung, Zähneknirschen, Probleme beim Reiten oder ungleiche Kaumuskulatur.
Bei jungen Pferden lösen der Zahnwechsel oder Wolfszähne häufig die Probleme im Maul aus. Es lohnt sich, vor dem Anreiten einen Dentisten kommen zu lassen. Merkt man, dass schlagartig Probleme bim Fressen auftauchen, ist oft eine hängegebliebene Milchzahnkappe der Übeltäter. Um die zu entfernen müssen Sie nicht auf den Besuch eines Spezialisten warten. Der Zahnwechsel findet im Alter von zweieinhalb bis fünf Jahren statt. Regelmäßige Kontrolle ist von Vorteil, da unerkannt verkeilte Zahnkappen zu Stellungsproblemen führen können.
Häufig treten auch Zahnfleischentzündungen auf: Das Zahnfleisch wirkt oft geschwollen und gerötet. Ursache ist meist der Wechsel der Zahnkappen oder die Ausbildung von so genannten Bumps oder Knästen – Knochenauftreibungen am Unterkiefer durch die Ausbildung der bleibenden Zähne meist im Alter von etwa zwei Jahren.
Zahnfleischentzündungen trifft man aber auch oft bei älteren Pferden: Alte Zähne werden weicher, da der schützende Schmelz sich abgenutzt hat und sie somit empfindlicher für Probleme sind, die sich auch aufs Zahnfleisch auswirken können. Zudem „arbeiten“ alte Zähne aufgrund der geringeren Verankerung stärker in ihren Zahnfächern, was ebenfalls zu Zahnfleischentzündungen führen kann.
Zahnfleischentzündungen können ansonsten durch Futterteile, Vergiftungen oder allergische Reaktionen (auch auf Gebisse) ausgelöst werden oder wenn die Okklusion der Zähne – also der korrekte Kontakt von Ober- und Unterkiefer – nicht stimmt. Auch blinde Wolfszähne können dafür verantwortlich sein.
Die Entzündung kann – je nach eigentlicher Ursache – so schmerzhaft sein, dass das Pferd langsamer oder nicht mehr frisst. Weitere Anzeichen können ein Zögern oder Abwehrverhalten beim Auftrensen sein, vermehrtes Speicheln oder Zungenspielen. Wird nicht entsprechend behandelt kann die Zahnfleischentzündung in eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Paradontose, Paradontitis) übergehen.
Die Zahnfleischentzündung ist auch ein Leitsymptom von EOTRH. Die Abkürzung steht für eine irreversible, nicht heilbare Zerstörung des Zahnhalteapparates. Frühzeitig erkannt kann man sie aber aufhalten. Neben Zahnfleischentzündungen weisen oft Pusteln und Mundgeruch als weitere erste Symptome auf EOTRH hin.
Mit einem Fallbeispiel geht es im nächsten Teil dieser Serie weiter.