Schützende Schicht oder fiese Fette?

Talgige, fettige Haut und Haare – das will kein Mensch, auch nicht bei seinem Pferd. Wenn Ihre Finger nach kurzem Kraulen eines Pferdes so aussehen und klebrig sind, kann es sein, dass es ein Stoffwechselproblem hat oder entwickelt.

Die Pferdehaut besteht grundsätzlich – von außen nach innen – aus drei Schichten:  Oberhaut, Lederhaut und Unterhaut. Der Oberflächenfilm auf der obersten Hautschicht hat beim Pferd normalerweise einen pH-Wert von etwa 6 kann aber – etwa stressbedingt – auf bis zu 9 ansteigen. Dieser Oberflächenfilm schützt Haut und Haar und hält sie geschmeidig. Er ist aber auch ein Biotop in dem eine Mikroflora lebt: im Wesentlichen Staphylococcus equorum sowie Hefen und Pilze. Wird das Gleichgewicht dieses Oberflächenfilms gestört, kann es zur explosionsartigen Vermehrung bestimmter Teile der Mikroflora und damit zu Schädigungen der Haut kommen. Die Hautfette, die den Oberflächenfilm bilden entstammen den Talgdrüsen. Diese sind an die Primärhaarfolikel gebunden, dadurch sind pro Quadratzentimeter im Schnitt etwa 500 vorhanden.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Menge und Beschaffenheit von Hautfett abhängig von Qualität und Menge der Fütterung sowie der Bewegung ist. Allerdings mischen sich die Fette auch mit anderen Stoffen: Von innen kommt der Schweiß hinzu. Bis zu 100 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter produzieren ihn. Mit dem Schweiß werden Mineralien, Salze und Stoffwechselschlacken ausgeschieden. Außerdem sind im Schweiß Glycoproteine mit Zucker enthalten, die den Pferdeschweiß „seifig“ machen. Von außen mischen sich vor allem durchs Wälzen Erde und Sand in diesen Film. Aus einem sehr klebrigen Fell lassen sich Schweiß und Dreck schlecht ausbürsten, die Folge – das Pferd fühlt sich noch klebriger an.

Wer das Gefühl hat, dass sein Pferd sich übermäßig fettig oder regelrecht schmierig anfühlt sollte auf Ursachensuche gehen:

  • Haben sich Fütterung oder Training verändert?
  • War die Qualität des Grundfutters in letzter Zeit durchgehend gut?
  • War das Pferd krank?
  • Hatte es Stress? In der Herde, durch Training oder im Stall.
  • Hat das Pferd durch Training, Fellwechsel oder anderes viel geschwitzt?
  • Wie lange haben Sie schon nicht mehr geputzt?
Die Haut als Spiegel des Stoffwechsels: Sehen die Finger nach kurzem Streicheln so aus und sind auch noch klebrig ist das häufig ein Zeichen von Stoffwechselproblemen. (© C. Götz)

Die Haut als Spiegel des Stoffwechsels: Sehen die Finger nach kurzem Streicheln so aus und sind auch noch klebrig ist das häufig ein Zeichen von Stoffwechselproblemen. (© C. Götz)

Eine vermehrte Talgproduktion kann ein Zeichen dafür sein, dass sich im Stoffwechsel etwas anbahnt oder bereits aus dem Ruder läuft. So oder so sollte man die Fütterung – vor allem im Sinne einer Rationsberechnung – unter die Lupe nehmen. Häufig wird es eher ein Weniger als ein Mehr sein, das dabei herauskommt. Tierärzte empfehlen dann gerne einmal eine reine Heudiät oder eine pflanzliche Leberkur, Tierheilpraktiker oft eine Entgiftung – entweder auf pflanzlicher oder homöopathischer Basis. Es gibt aber viele weitere Möglichkeiten, dem Pferd zu helfen, Schlacken oder Gifte dauerhaft loszuwerden.