Gedanken übers Leichttraben: Teil 2

Warum es nicht die beste Idee ist, zu früh leichttraben zu lernen, habe ich im ersten Teil geschildert. Aber wie sollte ein Anfänger stattdessen das Reiten beigebracht bekommen? Es gibt einige Möglichkeiten.

In England oder den USA werden Reitschüler vielfach auf Handpferden mit ins Gelände genommen und lernen hier erst einmal im Schritt das Mitfühlen und Ausloten der eigenen Bewegungen zu denen des Pferdes im Schritt. Wie von selbst kommen Anforderung wie leichte Steigungen oder Gefälle sowie unebener Boden hinzu. Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist, dass sich der Reitschüler nicht auf der Kreisbahn mit ihren Zentrifugalkräften ausbalancieren muss. Noch besser als an der Longe wird das Pferd hier in einem optimalen Vorwärts sein. Der Schüler lernt die Unterschiede in den Bewegungsmustern des einzelnen Pferdes sowie unterschiedlicher Pferde und auch das Treiben selbst hierbei leichter. Auch bei uns gewinnt diese Methode zunehmend Freunde – nicht zuletzt, da sie neben der Möglichkeit für intensiven zusätzlichen Theorie-Unterricht auch die Schönheit des Reitens in der Natur vermittelt.

Mit die wichtigste Schulungsart von Anfängern hierzulande ist sicher weiterhin der Longenunterricht. Allerdings wird auch hier in der Regel sehr früh das Leichttraben ins Programm genommen. Die Gründe sind vielfältig: Die Schüler wollen möglichst schnell alleine reiten, weil der Status eines Longenanfängers niedrig ist. Die Reitschulen bekommen mit Longenunterricht vergleichsweise wenig Geld für den gezeigten Personaleinsatz im Vergleich zu Gruppenstunden und außerdem sind die Nachteile, das Leichttraben zu früh ins Programm zu nehmen, wenig bekannt. Der Wert einer guten Sitzschulung auf einem korrekt ausgebildeten Pferd wird heute generell massiv unterschätzt.

So werden Reitanfänger an der Longe unterrichtet. (© Alexander Kastler, Wikipedia)

So werden Reitanfänger an der Longe unterrichtet. (© Alexander Kastler, Wikipedia)

Das spätere Klemmen im Aussitzen durch zu frühes Leichttraben wird aber auch von einigen Übungen fürs Leichttraben an der Longe verstärkt. Alles, was dazu führt, dass der Reiter in der Hüfte blockiert, sich im unteren Rücken verspannt, das Fußgelenk versteift oder mit dem Knie klemmt verstärkt diesen negativen Effekt. Das zu erkennen erfordert ein feines Auge vom Ausbilder für das richtige Maß und die individuell passenden Übungen. Kurze Reprisen, Abwechslung zwischen verschiedenen Übungen und rechtzeitige Entspannung zwischen den einzelnen Lektionen sind für den lernenden Reiter jeden Alters die wichtigste Maxime.