Gedanken übers Leichttraben: Teil 1

Es ist mit das Erste, was Reitanfänger beigebracht bekommen. Vielleicht auch deshalb machen so viele Reiter auch bei fortgeschrittener Ausbildung Fehler beim Leichttraben, die eigentlich nicht nötig wären. Ich möchte heute aber erst einmal darauf eingehen, warum wir eigentlich leichttraben und welche Nachteile es haben kann, wenn man genau das zu früh lernt.

Warmblüter mit viel Schwung verleiten nicht gerade zum Aussitzen – solange sie den Rücken nicht hergeben. Und selbst dann sind die Bewegungen, die viele dieser Pferderücken nun machen, für uns steife Mitteleuropäer mit sitzender beruflicher Tätigkeit erst einmal nicht nachzuvollziehen. Sprich: Die Bewegungen, die unser Becken machen müsste, um lediglich denen des Pferdes im Trab zu folgen, überfordern einen Anfänger maßlos. Weil aber möglichst schon in der ersten Reitstunde der zweite Gang mit dazugenommen werden muss (Hallo, sonst ist das doch kein Reiten!) lernen die Newbies halt Hoch-und-Runter statt beim Mitgehen und Einfühlen im Schritt erst einmal Erfahrungen zu sammeln und die eigene Beweglichkeit zu verbessern sowie ihr Gefühl zu schulen. Dieses Hoch-und Runter gilt als pferdeschonend. Letztendlich verhindert es nur, dass es die empfindlichen Teile bei Weiblein und Männlein sind, die Schaden nehmen: Besser die Knie sind wund!

Entstanden ist das „englische“ Traben, wie es ursprünglich genannt wurde ebendort. Da die Fuchsjagd in England sehr beliebt war und auch unsportliche Reiter auf immer schwungvolleren Pferden daran teilnehmen wollten, wurde das Leichttraben populär. Erst danach fand es den Weg in die Reitlehren. Und seit Beginn des 20. Jahrhunderts gilt es gemeinhin als akzeptiert. Nur gut 100 Jahre später ist es aus der Warmblutszene nicht wegzudenken. Die Richtlinien der FN wollen ein junges Pferd nur im Leichttraben unter dem Reiter sehen. Erst mit fortschreitender Arbeit soll vermehrt ausgesessen werden. Denn das Leichttraben mit seinem Auf und Ab des Reitergewichts entlastet tatsächlich den Rücken. Das haben auch neue Studien wieder bestätigt.

Ein Stich aus dem Ende des 18. Jahrhunderts zeigt, dass die Pferde bereits sehr blutgeprägt sind: Die Erfindung des Leichttrabens geht unter anderem darauf zurück. (© Georges Jansoone, Wikipedia)

Ein Stich aus dem Ende des 18. Jahrhunderts zeigt, dass die Pferde bereits sehr blutgeprägt sind: Die Erfindung des Leichttrabens geht unter anderem darauf zurück. (© Georges Jansoone, Wikipedia)

Gut fürs Pferd – aber nur, wenn es richtig gemacht wird. Wenn das Gewicht des Reiters nicht noch zusätzlich auf die Vorhand drückt, der Rhythmus des Aufstehens es nicht aus dem Takt bringt und damit Verspannungen erzeugt oder falsches Treiben Widersetzlichkeiten und ebenfalls Taktverluste provoziert. Ganz abgesehen von den armen Pferden, die das unkontrollierte Zurückplumpsen in den Sattel ertragen müssen, bis ein Anfänger seinen Körper einigermaßen im Griff hat. Interessanterweise bringen Filmtrainer einem Schauspieler, der sich in kurzer Zeit auf einem Pferd zurechtfinden muss, nicht das Leichttraben sondern das Galoppieren bei.

Etliche Ausbilder halten das Leichttraben als quasi erste Ausbildungsmaßnahme vor allem deshalb für so fatal, da es den Reitschüler dazu bringt, sich im Trab einen Bewegungsablauf anzugewöhnen, der es ihm später erschwert, einen schwungvollen Trab aussitzen zu können. Denn so wie in vielen Reitschulen das Leichttraben vermittelt wird, lernt er, sein Gewicht durch Schließen des Knies und Druck auf die Bügel aus dem Sattel zu nehmen. So trainiert er Muskulatur, die ihn später hindert, locker mitzuschwingen. Als Beweis für diese Argumentation wird auf die Vielzahl der kopfnickenden, knieklemmenden und mit dem Oberkörper schiebenden Reiter landauf, landab verwiesen.

Wie aber trabt man richtig leicht? Was sind die gebräuchlichsten Fehler, wie bügelt man sie aus, obwohl sie in Fleisch und Blut übergegangen sind, und welche Alternativen gibt es für Anfänger? Davon bald mehr