Anatomie für Reiter: Das Knie (1)

Inzwischen hat sich ja herumgesprochen, dass sich das Knie nicht an der Vorhand befindet, auch wenn in Züchterkreisen natürlich immer noch von einer Vorhandaktion die Rede ist, wenn es heißt, ein Pferd „bewegt sich schön übers Knie“. Das Knie ist beim Pferd – genau wie bei uns auch – unterhalb der Hüfte und oberhalb des Sprunggelenks, also zwischen Ober- und Unterschenkel.

Ist vom Knie des Pferdes die Rede hört man oft den Begriff Spannsägenkonstruktion. Nur noch Handwerker wissen heute noch, woher der Begriff kommt. Er meint, dass zwei gegensätzlich tätige Muskeln zwischen Knie und Sprunggelenk – einer auf der Oberseite und einer auf der Unterseite des Unterschenkels – die beiden Gelenke verbinden und ihre Bewegung koppeln: Beugt sich das Knie, beugt sich auch das Sprunggelenk.

Knie- und Sprunggelenk lassen sich also nicht unabhängig voneinander beugen oder strecken. Dieses Prinzip hat auch einen großen Anteil an vielen Bewegungen der Hinterhand – vom Untertreten über die Hankenbeugung bis zum Schildern – dem Ruhen des Pferdes mit einem auf der Hufspitze abgestelltem Bein. Dafür wird die Kniescheibe durch Bänder und Muskeln am gebeugten Knie verlagert und hakt so ein, dass das aufgestellte Bein fixiert wird, ohne dass Muskelkraft aufgewendet werden muss.

Bei der Kraftübertragung spielen die Länge und der der Winkel des Oberschenkels eine Rolle und die Lage das Knies. Idealerweise ist letztere auf selber Höhe wie der Ellbogen. Pferden mit einem Winkel größer als 90 Grad zwischen Ober- und Unterschenkel sollen besser schieben als tragen können, heißt es.

Das Knie mit dem für Reiter wahrscheinlich aufschlussreichsten Muskel, dem vierköpfigen Oberschenkelmuskel.(© C. Götz)

Ähnlich wie unser Knie ist es auch beim Pferd von starken Bändern fixiert, hat Menisken und eine Kniescheibe. Das Knie besteht quasi aus zwei Teilen: dem in der Bewegung sichtbaren Kniegelenk aus Ober- und Unterschenkelknochen sowie dem Kniescheibengelenk aus Oberschenkel und Kniescheibe. Beide Gelenke haben ihre eigenen Gelenkkapseln, deren Auskleidung Synovialflüssigkeit produziert, die zur Schmierung der Gelenkflächen dient.

Weiß man dann noch, dass die Flächen von Oberschenkel und Unterschenkel nicht komplett passgenau sind, sondern durch Menisken gepuffert und stabilisiert werden, kann man sich noch besser vorstellen, dass das Knie vor allem bei jungen, untrainierten Pferden Probleme machen kann.

Vor allem die Bänder und die umliegende Muskulatur die das Knie stabilisieren und für optimale Funktionalität sorgen sind dann oft noch nicht kräftig genug. Die Pferde knicken weg oder gehen – vor allem auf weichem Boden – sogar lahm. Aber auch bei älteren Pferden kann das Knie Probleme machen. Mehr dazu lesen Sie im nächsten Beitrag.