Wer wie ich als Kind gerne Comics gelesen hat, der hat sicher mal eine Abbildung von einem Pferd mit knallroten Augen gesehen. Das soll zeigen: Hier ist jemand sehr wütend/gefährlich/mächtig … Natürlich völlig der überbordenden Phantasie der Zeichner geschuldet, denkt man. Weit gefehlt: Die Natur liefert dafür tatsächlich das Vorbild, wie mir neulich mit Erstaunen klar wurde.
Als ich die Unterteilung der Koppeln erneuern musste, um die Pferde aufs Gras zu lassen, konnte der Neuzugang es nicht erwarten. Während die anderen gechillt im Stall standen – he, wenn sie noch nicht fertig ist, ist sie noch nicht fertig – fetzte der kleine Ungeduldsbolzen auf dem Paddocktrail buckelnd Runde um Runde. Wütend von den Ohrenspitzen bis ins längste Schweifhaar, ein echtes Weib eben.
Ein bisschen mehr Bewegung schadet ja bekanntlich nicht, noch dazu war der Boden gut. Also machte ich in Ruhe weiter mit dem Zaunbau. Da sie dann gar nicht mehr aufhörte, bin ich doch zu ihr gegangen, um zu sehen, ob ich sie beruhigt bekomme oder sie eventuell sogar mit einem kleinen Amuse-Gueule ablenken muss.
Als ich zu ihr kam, wartete sie bereits am Durchlass zur Koppel. Der Anblick war sensationell: Die Augen leuchteten aufgrund der vermehrten Durchblutung immer dann blutrot, wenn das Licht der bereits recht tief stehenden Sonne auf sie fiel. So etwas hatte ich tatsächlich noch nie gesehen, nur gelesen hatte ich bereits davon. Ansonsten war das Pferd weder außer Atem, noch schwitzte es.
Ich hab ihr dann gesagt, dass sie gleich raus darf, und dass es keinen Sinn macht, jetzt blöd rumzurennen, sie solle einfach noch zwei Minuten warten. Und das tat sie tatsächlich, obwohl es natürlich länger dauerte, bis ich fertig war.
Und die Moral von der Geschicht’? Ich weiß nicht, wer es gesagt hat, aber das Zitat beinhaltet, dass man mit den Pferden tatsächlich so reden muss wie mit Menschen. Oder in dem Fall – wie mit kleinen Kindern (Wann simma denn daaa?). Dann klappt’s auch pferdeseitens mit der Geduld.