Was für ein Mist (6)

Letztes Jahr habe ich mich für einen Artikel mit einer der führenden Forscherinnen zum Thema Darmmikrobiom beim Pferd unterhalten dürfen. Die Schlussfolgerungen aus ihren und anderen aktuellen Studienergebnissen decken sich mit dem, was ich aus meinen Beobachtungen geschlossen hatte. Ich gebe unumwunden zu: Auf so was steh‘ ich!

Beim Abmisten bekommt man einiges mit. (© C. Götz)

Zusammenfassend lässt sich derzeit sagen:

  • Das Mikrobiom (also die Gesamtheit der Mikroorganismen) im Darm jedes Pferdes ist einzigartig.
  • Die Darmflora des Pferdes enthält – wie auch unsere – viele Millionen Bakterien, darunter auch einige krankmachende. Wenn diese sich vermehren kann es zu akutem Durchfall oder Kotwasser kommen.
  • Wie sich eine gesunde Darmflora definiert ist noch nicht klar, eben weil sie so von Pferd zu Pferd so extrem unterschiedlich ist und sich auch bei jedem Pferd immer wieder verändert, letztendlich also eine Momentaufnahme ist.
  • Bei den erkennbaren Unterschieden der Darmflora zwischen gesunden Pferden und Pferden mit Erkrankungen wie Durchfall oder Kolik ist nicht klar was die Henne und was das Ei ist: Hat die gesundheitliche Störung die Darmflora verändert oder hat die veränderte Darmflora das Problem ausgelöst.
  • Es kann nicht definiert werden, welche Keime in welcher Menge in einer gesunden Darmflora pathogen wirken.

All dies überrascht umso mehr, als doch im Grunde genommen alle Pferde mehr oder weniger die gleiche Ernährung erhalten. Man vermutet also, dass neben der Fütterung auch Faktoren wie Alter, Haltung, Rasse und Temperatur eine Rolle spielen. Bei der weiteren Erforschung ist problematisch, dass man 80 Prozent der Bakterien aus dem Pferdedarm nicht im Labor wachsen lassen kann.

Dennoch werden Untersuchungen des Mikrobioms im Kot von Pferden angeboten und gemacht und auch auf diese Empfehlungen hin therapiert. Da man wie gesagt nicht weiß, worauf man sich überhaupt beziehen soll, ist das letztlich nicht sinnvoll.

Enttäuschend sind auch die Studienergebnisse zu den daraufhin verordneten oder extra zusammengestellten Probiotika. Beim Dickdarmverdauer Pferd schaffen es Probiotika schwerlich lebend dorthin. Das gilt insbesondere auch für die standardmäßig verabreichten Lactobazillen. Studien zeigten, dass diese nicht wirken, und bei Fohlen sogar Durchfall auslösen können.

Doch was tut man mit einem Pferd, dessen Darmflora offensichtlich Probleme macht? In den meisten Fällen reicht das, was jedes Lebewesen gesund erhält: sauberes Wasser und artgerechtes, qualitativ hochwertiges Futter in ausreichender aber nicht überbordender Menge sowie Bewegung. Stress in Ausbildung und Haltung gilt es zu vermeiden. Das Problem ist – auch diese einfachen Dinge werden oft falsch eingeschätzt.

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