Man schneide hier, aber da nicht, feile dort so und nicht anders und schon hat man einen guten Barhufer! Ist das tatsächlich so, wie jede Hufbearbeitungsschule es anders vorschreibt?
Für das Magazin tierisch geheilt schrieb ich vor einiger Zeit einen Artikel über allerlei Irrtümer zum Thema Barhuf. Darin stand unter anderem auch: Es ist ein Irrtum, dass ein gutes Barhufpferd durch die richtige Bearbeitung entsteht. Fakt ist, die richtige Bearbeitung gehört dazu, aber wichtiger noch ist – ein Barhuf kann immer nur so gut sein, wie die Bewegung, die er auf entsprechendem Untergrund bekommt.
Auch ein Pferd, das 23 Stunden in der Box steht, wird sich die eine Stunde lang im Reithallensand barhuftechnisch nur dann gut bewegen, wenn sich der Abrieb langsam an die Belastung gewöhnen konnte. Viele junge Pferde werden beschlagen, weil zu früh zu viel gearbeitet wird und der Huf zudem keine Chance hatte sich durch entsprechend Auslauf auf geeigneten Böden vorzubereiten.
Auf der anderen Seite erwarten viele von Pferden, die jahrelang Eisen getragen haben, dass sie sich nach wenigen Wochen barhuf im Gelände gut bewegen. Und das, obwohl die Haltung nur weichen Untergrund wie Wiesen und glatte Böden wie Teer, Beton, Rasengittersteine oder Paddockraster sowie wenig Bewegungsanreize bietet.
Ein Barhuf kann aber nur so hart und widerstandsfähig sein, wie der Boden auf dem das Pferd sich die meiste Zeit aufhält und auch bewegt. Je rauer und grobkörniger der Untergrund, umso leistungsfähiger der Barhuf. Denn alles, was von unten die Sohle fordert, stärkt den Barhuf. Effektiv können das aufgrund des benötigten Sohlengegendrucks nur grober Kies oder Schotter bieten. Dies ist besonders dann nötig, wenn irgendwann auch ohne Hufschuhe auf Kies und geschotterten Wegen geritten werden soll.
Natürlich kann bei der Barhufbearbeitung selbst auch einiges besser oder schlechter gemacht werden und sogar falsch laufen. Und natürlich können auch zwischen einzelnen Hufpraktikern der gleichen Schule große Unterschiede liegen. Aber meine Erfahrung ist: Der Boden und die Bewegung sind letztendlich von größerer Bedeutung, wenn die Barhufbearbeitung soweit einigermaßen passt. Dies ist übrigens keine besonders neue Erkenntnis. Bereits Xenophon beschrieb, wie das in der Praxis umzusetzen ist.