Es ist bekannt, dass beim Paartanzen einer der Partner führen sollte, damit klar wird, wohin die Reise geht. Diesbezüglich werden immer wieder Parallelen zum Reiten gezogen. Für die Bodenarbeit oder den Umgang mit dem Pferd passt dies aber ebenso. Und genau wie beim Tanzen ist auch dabei das „Sich-führen-lassen“ immens wichtig.
Es „geht vom gut Führenden genau im Zeitpunkt des labilen Gleichgewichts ein Impuls aus, welcher den Tanzpartner veranlasst, die Richtung des Impulses einzuschlagen“, heißt es in dieser Definition übers Tanzen. Das „labile Gleichgewicht“ bezieht sich hier auf den Wechsel des Körpergewichts über das Standbein. Dies ist ein Kennzeichen jeder Fortbewegung auf Beinen, menschliche und tierische.
Gregor von Romaszkan beschrieb dies in seinem Buch Reiten lernen* so: „Die Fortbewegung des Pferdes beruht – wie bei allen muskelbewegten Lebewesen, auch bei uns Menschen – auf einem abwechselnden Stören und Wiederherstellen des Gleichgewichts, also auf dynamischen und statischen Momenten.“
Diesen Wechsel zwischen statischen und dynamischen Momenten kann sich der Reiter im Sattel und am Boden ebenso zu Nutze machen wie der Tänzer. Und was fürs Tanzen gilt, trifft auch für das Zusammenspiel von Reiter und Pferd zu: „Wird der Zeitpunkt des labilen Gleichgewichts verpasst, so ist eine Richtungsänderung für die nächste Tanzfigur nur sehr schwer möglich, die Harmonie wirkt durch den dann notwendigen Krafteinsatz gestört.“
Zu kompliziert? Ich glaube nicht, denn Sie kennen garantiert bereits etliche dieser Momente, die die Hilfengebung – also das Führen des Pferdes – erleichtern. Aber es macht durchaus Sinn, sich diese von Zeit zu Zeit vor Augen zu führen. Mehr darüber in einem der folgenden Beiträge.
* Albert Müller Verlag 1975, Seite 254