Ich habe mich sehr über das Feedback zu meiner Artikelserie über – zu eng verschnallte – Reithalfter gefreut. Neben Lob, Zustimmung und Berichten über Aha-Erlebnisse kam auch die Frage nach dem Kauen beim gebisslosen Reiten. Sucht man in Foren nach der Antwort auf diese Frage bekommt man entweder mitgeteilt, das Pferd kaue auch ohne Gebiss oder eben gar nicht. Die Frage die man sich meiner Ansicht nach stellen sollte ist aber nicht ob das Pferd kaut, sondern: wie?
Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Einmal kann das Pferd das aus dem körpersprachlichen Repertoire stammende „Ich hab dich verstanden; okay, ich bin dabei“-Kauen-Lecken zeigen. Dabei handelt es sich entweder um ein entspanntes Öffnen des Mauls, bei dem meist die Zunge etwas zu sehen ist oder um ein Leerkauen bei geschlossenem Maul. Zum Zweiten zeigen viele Pferde, die bereits mit Gebiss gearbeitet wurden, ein Kauen das sie auch mit Gebiss zeigen. Im Sinne einer Psychomechanik kann dies auch Rückschlüsse auf die Art und Weise zulassen, wie sie mit Gebiss geritten wurden. Denn es kann manchmal auch Stress verraten den sie mit dem Gebiss hatten, etwa, wenn es sich um eine Art „Klappern“ oder „Knatschen“ handelt oder wenn es ein eher verkniffenes Abkauen ist, bei dem die Backenmuskulatur unter Spannung gerät.
Auch wenn manche Reiter es noch nicht selbst erlebt haben und deshalb zweifeln, dass das Abkauen bei ihrem Pferd auch ohne Gebiss stattfindet: Jedes Pferd wird auch bei der Arbeit an Kappzaum, Lindel, Hackamore, Bosal und was es alles sonst noch gibt an gebisslosen Zäumungen, abkauen, wenn die Kommunikation aus seiner Sicht stimmig ist. Am besten sieht man das wenn man an der Longe oder an der Hand mit den Pferden arbeitet oder man sich beim Reiten filmen lässt.