Immer wieder hört und liest man, dass Pferde rund um die Uhr fressen müssten. Richtig ist, dass Pferde als Steppentiere in natürlicher Umgebung gezwungen sind bis zu 18 Stunden das Tages mit Fressen zu verbringen.
Was aber ist die natürliche Umgebung? Das vertrocknete Steppengras, das im Winter noch zur Verfügung steht und dessen Gehalt an Nährstoffen stark reduziert ist? Oder das frische Grün, das sogar in Halbwüsten nach der Regenzeit in Massen aus dem Boden sprießt?
Nur in Zeiten eines kargen oder mangelnden Nahrungsangebotes verbringen Pferde fast den ganzen Tag mit der Futteraufnahme. Dies hat man an Mustangs in den USA ebenso beobachtet wie an den Nachfahren verwilderter Warm- und Halbblüter in der Namib-Wüste. Das natürliche Verhalten an einem reich gedeckten Tisch sieht – in der Natur – anders aus.
Eine Vielzahl Studien zum Fressverhalten zeigen, dass es vor allem die Unterschiede in Menge und Gehalt der vorhandenen Nahrung sind, die das Fressverhalten bestimmen. Eine Rolle scheint auch das Alter der Tiere zu spielen. Die Studien von Jungtieren zeigen bei Weidehaltung in Summe längere Fresszeiten als erwachsene Tiere.
Andere wissenschaftliche Beobachtungen ergaben, dass Pferde in freier Wildbahn, wenn es ihnen möglich ist, nicht länger als fünf Stunden Fresspause machen. Medizinisch gesehen ist eine Futterkarenz – also eine Pause ohne Nahrung – von bis zu acht Stunden tolerabel, wenn auch nicht ideal. Danach sterben unter anderem Dickdarmbakterien ab, der Verdauungsprozess wird gestört, was beispielsweise zu Durchfällen führen kann.
Die Länge der Futterkarenz ist also neben der Futtermenge, die ein Pferd braucht um sein Idealgewicht zu halten, der eigentlich entscheidende Faktor bei jeder Haltungsform.