Pferde und Fahrräder – eine Geschichte voller Missverständnisse und Schrecken für beide Seiten, wie man auch an dem Urteil aus dem vorherigen Beitrag sieht. Das müsste nicht sein. Weil immer mehr Radlerinnen* genau wie wir Reiterinnen in der Natur unterwegs sind, hier mal ein paar Tipps für ein friedliches, sicheres Miteinander:
Liebe Radfahrerinnen, Pferde sind Fluchttiere, die zwar fast komplette Rundumsicht haben, aber eben nur fast. Direkt hinter ihnen liegt ihr toter Winkel. Außerdem können Pferde nur komplett scharf sehen, wenn sie mit beiden Augen längere Zeit fokussieren.
Ihr taucht – nicht nur, wenn ihr von hinten kommt, aufgrund eurer Geschwindigkeit, eurer Lautlosigkeit und den landschaftlichen Gegebenheiten (Bäume, Kurven, Hügel) oft blitzartig im Sichtfeld des Pferdes auf. Und dann erschrickt es. Kommt ihr von hinten, besteht die Gefahr, dass es durchgeht. Das ist vor allen Dingen blöde für uns. Kommt ihr von vorne, besteht die Gefahr, dass es sich herumwirft. Das ist blöde für uns, für das Pferd und im Zweifelsfall auch gefährlich für andere Verkehrsteilnehmerinnen, die in dem Moment von hinten kommen.
Ich finde es als Reiterin super, wenn sich Radlerinnen rechtzeitig bemerkbar machen. Gerne mit der Klingel. Ist die nicht zu hören, weil Nebengeräusche wie Straßenverkehr oder Wind das verhindern, geht bitte nicht davon aus, dass ich euch nicht hören will. Auch Husten funktioniert ganz gut. Das Geräusch trägt recht gut und die Pferde kennen es. Ihr könnt euch auch – wenn ihr zu mehreren seid, in einiger Entfernung schon unterhalten. Auch das ist für Pferde meist sehr gut einzuordnen.
Ich habe mich noch bei jedem herzlich bedankt, der mich angesprochen hat, weil er vorbei wollte. Und das auch wenn er wütend war, weil er eigentlich Angst vor Pferden hat, oder sich in seiner Freiheit auf freie Fahrt für für freie Radler* für zwanzig Sekunden eingeschränkt fühlte.
Ich bin immer bereit, stehenzubleiben, um jemanden vorbeizulassen. Aber ich muss die Gelegenheit dazu haben. Kommunikation hilft dabei ungemein – auf beiden Seiten. Und es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen Radler- und Reiterinnen:
- Wir sind beide ziemlich am Ende der Verkehrs-Nahrungskette.
- Wir können nur so schnell sicher radeln/reiten, wie wir bremsen können.
Liebe Reiterkolleginnen, denkt für Radlerinnen im Zweifelsfall mit. Sie kennen sich vielleicht mit ihren Untersätzen aus, aber ganz sicher nicht mit euren. Es kann bei sehr schreckhaften Pferden viel helfen, sie an verschiedene Klingel- oder Hupgeräusche zu gewöhnen und auch sonst Verkehrssicherheit zu trainieren. Ansonsten können Tipps wie diese hier für den Straßenverkehr auch für Begegnungen im Wald und Flur für Reiterinnen hilfreich sein.
Tipps für Autofahrer im Umgang mit Reiterinnen, die auch auf dem Fahrrad oder Motorrad nützlich sind, habe ich hier beschrieben.
* Ich habe mich fürs Gendern entschieden.
** An dieser Stelle muss ich leider bewusst aufs Gendern verzichten.