Alles schläft, einsam wacht

Arbeitsteilung à la Equiden: Einer passt auf und der Rest pennt. Die Gruppe Isländer auf ihrer Sommerweide demonstriert dieses Prinzip ganz entspannt. Auf diesem Bild sind zudem auch einige der wichtigsten Forschungsergebnisse zum Schlafverhalten der Pferde zu sehen.

Alles schläft, einsam wacht. Aber in der Regel nicht der Boss. Herdenchef oder -chefin legen sich meist zuerst hin, wie Verhaltensstudien zeigten. (© T. Götz)

Alles schläft, einsam wacht. Aber in der Regel nicht der Boss. Herdenchef oder -chefin legen sich meist zuerst hin, wie Verhaltensstudien zeigten. (© T. Götz)

Wenn Pferde im Liegen schlafen, können Sie das in der so genannten sternalen oder in der lateralen Position. Die beiden Füchse und der Schecke befinden sich in der lateralen, also der Seitlage, der Schimmel und die beiden dunklen Isländer zwischen sieben und neun Uhr sind in sternaler Lage, also auf dem Bauch mit untergezogen Vorderbeinen. Die Dauer der Seitlage ist bei Fohlen am längsten. Bei erwachsenen Pferden hängt sie stark davon ab, inwiefern das Umfeld (Platzangebot, Trockenheit der Einstreu, Artgenossen) und die Tagesabläufe (Nutzung, Fütterungszeiten) sie zulassen.

Die Pferde wählen für so ein ausgedehntes Schläfchen für alle Gruppenmitglieder einen übersichtlichen, trockenen Ort. Pferde, die es sich – wie diese Isländer – aussuchen können, bevorzugen dafür kurz gefressene Weideflächen mit guter Sicht sowie Fluchtmöglichkeit. Das Schlafen als Gemeinschaftsaktion wird stark durch das ranghöchste Tier beeinflusst. Von ihm geht in der Regel das Signal zum Niederlegen aus. Bei der Bewachung der Herde wird durchgewechselt.

Auffällig ist, dass auch während der Ruhe- und Schlafphasen eine Individualdistanz eingehalten wird. In Grupppenhaltung ist diese – besonders im Winter – oft ein Problem und kann zu ständigen Auseinandersetzungen führen. So kann es dazu kommen, dass rangniedere Tier nicht genügend Ruhe und Erholung bekommen.

Beobachtet man, wenn eine Herde sich – wie man es hierzulande manchmal auf der Weide sieht – komplett hinlegt, ohne dass ein Tier stehenbleibt, kann man davon ausgehen, dass sich die Tiere allesamt sehr sicher fühlen.