Anatomie für Reiter: Das Knie (2)

Das Knie ist in Sachen Exterieur und Biomechanik eine interessante Sache. Bewegt wird das Gelenk durch eine Vielzahl von Muskeln. Einigen von ihnen kann man es auch deutlich anmerken oder sogar ansehen, wenn mit dem Knie etwas nicht stimmt.

Da Knie und Sprunggelenk – wie im letzten Beitrag erklärt – so stark biomechanisch zusammenhängen und die Muskulatur, die das Knie stabilisiert und bewegt sich quasi durch und über die ganze Hinterhand zieht, sind Probleme im Knie vielfach von Verspannungen in der Muskulatur oder Faszienverklebungen bedingt und/oder begleitet. Diese können sowohl in der Kruppe, als auch in der Lende sitzen. Aber auch Probleme an den unteren Gliedmaßen (etwa im Bereich von Fesselgelenk oder Huf) führen häufig zu Folgeschäden im Knie.

Beim Springen ist das angewinkelte Knie eines Pferdes sehr gut sichtbar. (© C. Götz)

Kann ein Pferd die Hanken – und damit auch die Knie und das Sprunggelenk – problemlos angemessen beugen, entlastet das die Fessel. Ist das nicht möglich, etwa weil der Rücken verspannt ist, sind häufig das Knie oder Sprunggelenk die Leidtragenden. Knieprobleme können auch entstehen, wenn die Bänder, die das Kniegelenk und die Kniescheibe stabilisieren überlastet oder überdehnt werden. Auch die Menisken können durch Stürze oder andere Traumata Schaden erleiden. Und nicht zuletzt können Gelenkchips auch im Knie vorkommen. Auch unterschiedliche Probleme mit der Kniescheibe können vorkommen. Häufig sind Fixationen der Patella, wie in diesem Fallbeispiel.

Ist das Knie aufgrund von Bandproblemen instabil, muss die Muskulatur vermehrt diese Arbeit übernehmen. Die Folge sind häufig Verspannungen in diesen Muskeln. Besonders anfällig ist der vierköpfige Oberschenkelmuskel. Er stabilisiert die Kniescheibe, beugt das Knie und ist bei der Beugung des Hüftgelenks beteiligt.

Das folgende Fallbeispiel zeigt, wie Lende, Knie und vierköpfige Oberschenkelmuskel zusammenhängen können: Eine 16-jährige Stute war ca. ein halbes Jahr vor der Behandlung von einem anderen Pferd in den Rücken gebissen worden. Der heftige, schwer verheilende Biss befand sich im Bereich des Übergangs von Brust- zur Lendenwirbelsäule und hatte eine wulstige Narbe hinterlassen. Verspannungen saßen vor allem auf der rechten Seite der Lendenwirbelsäule und im vierköpfigen Oberschenkelmuskel. Das Pferd führte die Wendung nach rechts schlechter aus, denn Knie und Sprunggelenk konnten hier schlechter gebeugt werden.

In diesem Fall reichte es, die Verspannungen zu lösen und das Narbengewebe weich zu machen. Bei instabilen Kniebändern ist es wichtig, die Muskulatur aufzubauen, um die Knie in ihrer Funktion zu unterstützen. Mehr dazu im folgenden Beitrag.