Barschuh*

Gestern unterhielt ich mich mit einer lieben Kollegin über die Absurdität, dass wir den Pferdehuf, wie die Natur ihn schuf, mit einem speziellen Begriff bezeichnen müssen. Das gilt auch für uns Menschen: Barfuß ist die Bezeichnung für einen Fuß ohne Schuh. Aber es gibt noch mehr Parallelen.

Beim Menschen und beim Pferd unterscheiden sich die Bewegungsabläufe maßgeblich, wenn sie barfuß/huf oder in Schuhen/mit Beschlag unterwegs sind: Geübte Barfußgeher und -läufer setzen mit dem Vorderfuß auf. Bei diesem so genannten Ballengang sind die Kräfte, die auf den Fuß wirken, nachweislich geringer. In festen Schuhen tritt man zuerst auf der Ferse auf. Barfuß haben wir zudem eine bessere Balancefähigkeit, da die Nerven in der Fußsohle die Unebenheiten im Untergrund besser wahrnehmen können.

Gleiches gilt auch für die Pferde, mit dem einzigen Unterschied, dass bei ihnen eine Trachtenfußung das Natürliche ist und Beschlag das Auffußungsverhalten Richtung Zehe verlagert. Genau wie beim Menschen der Schuh vermasselt das Eisen die natürliche Stoßdämpfung. Umgekehrt ist barhuf die Wahrnehmung des Untergrunds möglich und dadurch eine bessere Balance.

Menschen begannen relativ früh Schuhe zu tragen. Vermutet wird, dass Tierfelle zum Schutz vor Kälte schon vor 100.000 Jahren mit Lederriemen um die Füße gebunden wurden. Hinweise, dass der Mensch seine Füße in Schuhen packte, wofür seine Knochen büßen müssen, sind bereits an 40.000 Jahre alten Skeletten erkennbar. Auch hier gibt es Parallelen zum Pferd, dessen Schuhe allerdings vergleichsweise recht jung sind: In der Form von Eisen begannen sie erst ab dem späten Mittelalter sich weiter zu verbreiten.

Der Duden ((http://www.duden.de/rechtschreibung/barhuf)) weiß nicht, was ein Barhuf ist. Da geht es ihm nicht anders als vielen Reitern.

Der Duden weiß nicht, was ein Barhuf ist. Da geht es ihm nicht anders als vielen Reitern.

Fangen wir Menschen an, wieder barfuß zu laufen, autscht das erst mal – jedenfalls auf eckigen Steinchen. Gras ist schon besser, Sand sowieso. Wer nie damit aufhört tut sich leichter und kann sogar Weltrekorde aufstellen. Wer jahrelang ausgesetzt hat, muss ein wenig Geduld mit sich haben und üben. Es lohnt sich, denn viele gesundheitliche Probleme an Sehnen, Bändern und Knochen der Füße und Beine können sich dadurch bessern oder heilen. Übrigens auch beim Pferd.

* Barfuß meint eigentlich „baren oder bloßen Fußes“. So entstand das Wort. Aber im Gegensatz zum Pferd weiß der Duden beim Menschen wenigstens, was bei dem Begriff Sache ist. Da aber „bar“ nicht nur „nackt“ sondern auch „frei von“ bedeuten kann, habe ich mir einen Spaß gemacht und das Wort Barschuh kreiert – frei von Schuhen.