Immer wieder kommt das Thema auf, ob ein bestimmter Reiter zu schwer für sein Pferd ist. Da ist von Prozenten die Rede oder der reiterlichen Fitness. Hier mal die drei gängigsten Irrtümer in Sachen Pferd-Reitergewicht und warum sie nicht stimmen:
- Es gibt eine Formel, die prozentual festlegt, wie schwer ein Reiter im Vergleich zu seinem Pferd sein darf.
Nein, das ist Quatsch. Es kam mit dieser Studie auf. Es lässt sich aber nicht pauschalisieren, denn Pferde sind unterschiedlich gebaut und bemuskelt. - Ein guter schwerer Reiter ist besser als ein leichter schlechter Reiter.
Es kommt darauf an, wie schwer der gute Reiter tatsächlich ist und wie leicht der schlechte: Ein zehnjähriges Kind, das zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Warmblut sitzt wird diesem kaum zu schwer sein, ein übergewichtiger großer Mann, auch wenn er reiterlich gut ausgebildet ist, kann dies auf demselben Pferd von der ersten Sekunde an sein. - So genannte Gewichtsträger sind große Pferde, wie Friesen oder Kaltblüter.
Nein. Alles, was ursprünglich für den Zug gezüchtet wurde ist selten dafür geschaffen, schwere Reiter zu tragen. Pferde, die nach entsprechender Vorbereitung einen großen Teil ihres eigenen Körpergewichts tragen können sind eher klein, kompakt und nicht zu lang im Rücken. Der Röhrbeinumfang spielt ebenfalls eine gewisse Rolle: Ideal ist ein kurzes Röhrbein mit gutem Umfang. Ein tief angesetzter Hals erleichtert ebenfalls das Tragen von verhältmismäßig viel Gewicht.
Aus meiner Sicht als Pferdetherapeutin kann ich sagen: Ich habe viele Pferde gesehen, denen die Reiter zu schwer wurden. Ich benutze bewusst diese Formulierung, denn ich weiß in vielen Fällen, dass die Pferd-Reiter-Kombination auf den ersten Blick nicht als zu schwer angesehen wurde. Dennoch trugen diese Pferde schwerwiegende körperliche Probleme davon. In der Hauptsache handelt es sich um junge Pferde, die in ihrem Trageapparat überlastet wurden. Sei es, weil sie nicht entsprechend auf das Reitergewicht vorbereitet wurden, sei es, weil die Reiter nicht erkannten, dass die Pferde ermüdeten.
Hier einige Anzeichen, dass einem Pferd der Reiter zu schwer ist oder wird: Das Pferd zeigt Taktfehler, geht nicht über den Rücken, sinkt im Rumpf zwischen den Schulterblättern ab, gibt im Rücken nach (sodass dieser wie eingesunken aussieht), versucht den Kopf hoch oder sehr tief zu nehmen, bekommt die Hinterbeine nicht mehr unter den Schwerpunkt (sodass es hinten stolpert), es stolpert mit den Vorderbeinen, es schwankt unter dem Reiter oder will nicht mehr vorwärtsgehen.