Brav beim Behandeln

Als Therapeutin habe ich ein Interesse daran, dass Pferde beim Behandeln brav sind. Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, mit dem Pferd zu kommunizieren und es auf meine Seite zu bringen. Wie ich das mache, und wie man das eigene Pferd und vor allem sich selber fit für notwendige medizinische Behandlungen macht, werde ich in dieser Serie erklären.

Ich war schon als Kind in der allerersten Reitschule vor allem von den schwierigen Pferden fasziniert. Mit ihnen Kontakt aufzunehmen, hinzuspüren was sie brauchen damit sie zufrieden laufen – das hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Diese Einstellung und ein Schlüsselerlebnis an einem Turnierstall, an dem ich mithalf bevor ich ein eigenes Pferd hatte, brachten mich damals auch dazu, zu erkennen, dass ich im medizinischen Bereich mit Pferden arbeiten möchte.

Mir wurde damals ein Berittpferd in die Hand gedrückt mit der Anweisung, eine eiternde Verletzung mit desinfizierender Lösung zu säubern. Mir wurde nicht gesagt, dass das Pferd sich gegen jede Form medizinischer Behandlung üblicherweise krass zur Wehr setzte.

Am Hinterbein Mauke zu behandeln ist einfach, wenn das Pferd entspannt bleibt. (© C. Götz)

Ich spürte natürlich die aufkommende Unruhe des Pferdes als ich anfangen wollte. Meine innere Haltung kann ich heute noch abrufen und würde sie mit folgenden Worten beschreiben, die ich dem Pferd auch leise sagte*: „Ich weiß, dass das etwas unangenehm sein wird, aber ich werde ganz vorsichtig sein. Das muss gemacht werden, damit es dir wieder besser geht. Ich werde auch nicht weggehen, bevor wir fertig sind.“

Nach drei Minuten kam die Stallbetreiberin wieder und war sehr erstaunt, dass ich schon fertig war. Und noch mehr wunderte sie sich, dass das Pferd völlig entspannt und behandelt dastand. Mir war sofort klar, dass meine Unvoreingenommenheit durch die fehlende Info mir geholfen hat. Mir war aber auch klar, dass trotzdem nicht jeder in dieser Situation erfolgreich gewesen wäre.

Folgendes habe ich daraus gelernt: Wenn ich selber ohne jeden Stress bin, kann ich entspannt mit dem Pferd kommunizieren. Wenn ich meiner Sache sicher bin – in diesem Fall, dass die Behandlung nicht krass schmerzhaft aber wichtig ist – kann ich diese Haltung transportieren, sodass das Pferd sie wahrnimmt und ihr, und damit mir, vertraut.

Auf diese Art gehe ich noch heute mit schwierigen Pferden um. Und davon hat es einige gegeben in den heute dreizehneinhalb Jahren, in denen ich fremde Pferde behandle.

Im nächsten Beitrag geht es ums Verabreichen von Maulspritzen – etwa für Wurmkuren und was dabei wichtig ist.

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* Extra-Tipp: Wer mit dem Pferd spricht, merkt besser, ob er bei sich und damit für das Pferd glaubwürdig ist. Reden Sie leise und hören Sie sich selber zu, wenn Sie können.