Das Auge des Herrn

… füttert das Pferd, lautet ein alter Spruch*. Gemeint ist damit heute zumeist, dass man die Menge an Futter, die ein Pferd braucht, am besten durch Beobachtung erlangt. Die aktuelle Entwicklung in Sachen Pferdefütterung macht diesen Rat aber leider unbrauchbar.

Das Problem ist, dass unser Auge den meisten von uns heute nicht mehr sagt, was gesund ist. Oder wie der Fachtierarzt für Pferde Dr. Christian A. Bingold es in seinem Artikel über die Fütterung formuliert: „Da heute fette Pferde modern sind, ist für viele Besitzer auch die korrekte Einschätzung des Ernährungszustandes schwierig geworden.“

Das heißt konkret: Das Idealgewicht wird nicht erkannt und gefüttert wird, bis das Pferd Übergewicht hat – oder bereits an den Folgen davon erkrankt. Inzwischen gibt es Studien, die bestätigen, dass es Pferdehaltern schwer fällt, Fettleibigkeit zu erkennen. Von dem Problem sind nicht nur Pferde betroffen. Es gibt Studien zu übergewichtigen Hunden und Katzen mit denselben Ergebnissen.

Zudem ist auch der Mensch selbst so dick wie nie zuvor. Kein Wunder, also dass er auch seine Haustiere immer dicker werden lässt. Aber je aber mehr Hunde, Katzen und Pferde zu dick sind, umso unnormaler wirkt ein idealgewichtiges Tier und umso schwerer wird es, Übergewicht zu erkennen.

Zudem sind sich, befragten Tierärzten zufolge, lediglich 30 Prozent der Pferdebesitzer bewusst, dass Fettleibigkeit beim Pferd tatsächlich in eine Erkrankung münden kann. Dass die gesundheitliche Problematik aber nicht mit der ersten Rehe beginnt, sondern bereits das Übergewicht gesundheitsschädigend wirkt, ist laut der Umfrage anscheinend nur den Tierärzten klar.

Das Gemälde von Jacob Jordaens mit dem Titel „Das Auge des Herrn macht das Pferd fett“, stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und ist in der Gemäldegalerie Alte Meister im Schloss Wilhelmshöhe ausgestellt. (© Museumslandschaft Hessen Kassel)

Das Gemälde von Jacob Jordaens mit dem Titel „Das Auge des Herrn macht das Pferd fett“, stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und ist in der Gemäldegalerie Alte Meister im Schloss Wilhelmshöhe ausgestellt. (© Museumslandschaft Hessen Kassel)

* Das Sprichwort lautet lateinisch „Oculus Domini pascit Equum“ und soll auf den griechischen Schriftsteller Plutarch zurückgehen. Es soll die Pferdebesitzer ermahnen, ihre Stallknechte gut im Auge zu behalten, wenn sie ihre Tiere gut versorgt wissen wollen.