Das Kaltblut-Syndrom

Ein wenig provokativ – sicher, aber dennoch gerechtfertigt. Mit Kaltblut-Syndrom möchte ich hier mal das Problem benennen, dass Pferde zu schwer für ihre (zu) kleinen Hufe sind und es schwierig für sie ist, einen funktionalen Barhuf zu entwickeln. Wie das passiert und wieso nicht nur Kaltblüter darunter leiden, werde ich im Folgenden erklären.

Zwar sind die Hufe von Pferden im Hinblick auf ihren Aufbau, ihre inneren Strukturen erst einmal gleich, dennoch gibt es Unterschiede. So wie viele Kleinpferde, vor allem aus bergigen Regionen eher kleine, steile Hufe haben, besitzen Kaltblüter grundsätzlich größere Hufe und manche haben (zuchtbedingt) auch recht flache Wände.

Viele Frauen, die sich lange Fingernägel haben wachsen lassen, wissen, dass wissen, dass diese unterschiedliche Hornqualität haben können: Während manche mit ihren, salopp gesagt, Schrauben eindrehen können, brechen andere bereits ab oder reißen ein wenn man die Seidenstrumpfhose hochzieht. Immer aber hat das Horn eine bestimmte Qualität, die bei manchen Aktionen oder einer bestimmten Länge der Nägel dazu führt, dass sie einreißen oder brechen.

Ähnlich ist es auch bei Hufen. Nur dass die Pferde im Gegensatz zu uns auf ihren Fingernägeln laufen und sie nicht selber kürzen können. Bekommen die Hufe nun zu viel Druck von oben, etwa weil das Pferd zu groß für seinen zu kleinen Huf ist, weil dieser nicht zu voller Größe und Qualität auswachsen konnte, weil das Pferd Übergewicht hat und/oder die Hornqualität oder Hufform dem Druck nicht standhält, dann zeigen die Hufe dies an.

Herz- oder kleeblattförmige Hufformen erkennt man am besten indem man den Umriss der Sohlenansicht betrachtet. (© C. Götz)

Eine Möglichkeit des Hufs, darauf zu reagieren sind hebelnde Wände, eine andere sogenannte Kleeblatthufe – wenn die Seitenwände in der hinteren Hälfte nach außen beulen. Den Anfang dieses Prozesses läuten oft die so genannten Kotflügel ein: von außen sichtbare Verformungen im unteren Wanddrittel im Eckstrebenbereich. Zumeist ist er Huf auch nicht in seiner Balance, wenn solche Verformungen auftreten. Zu lange Zehen oder unterschiebende Trachten sind dann ebenfalls oft vorhanden.

Hervorgerufen oder verstärkt wird eine kleeblattförmige Entgleisung der Hufe oft nicht nur durch das Übergewicht. Auch die Haltung ist ein wichtiger Faktor – Stichwort: Sohlengegendruck. Einiges dazu steht bereits in diesem Artikelmehr darüber demnächst.