Das Pferd in uns

Die Tierärztin Dr. Mirjam Schmitz hat in ihrem Buch „Instinkt. Das Tier in uns“ anhand aktueller Forschungsergebnisse dargelegt, in welchen Bereichen unsere Instinkte zutage treten, inwieweit sie sich mit denen von Tieren decken und was wir daraus lernen können.

In ihrem Buch „Das Tier in uns“ beschreibt die Tierärztin Dr. Mirjam Schmitz Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den Instinkten von Mensch und Tier.

In ihrem Buch „Das Tier in uns“ beschreibt die Tierärztin Dr. Mirjam Schmitz Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei den Instinkten von Mensch und Tier.

Schmitz kam auf die Idee, dieses Buch zu schreiben, als ihr auffiel, „dass Tiere sehr viel häufiger glücklich wirken als wir Menschen. Die Frage, woran das liegen könnte, hat mich beschäftigt“, sagt die Kleintierpraktikerin, die auch Reiterin und Pferdebesitzerin ist. „Kinder haben (normalerweise) noch Freude an kleinen Dingen und haben die Gabe, unbeschwert lachen zu können, noch nicht verloren. Doch wer als Erwachsener unbekümmert das Kind in sich oder auch das Tier in sich ’rauslässt, kann meist sein blaues Wunder erleben.“ Nicht nur Pferdemenschen sollten sich deshalb die Frage stellen, was wir diesbezüglich von unseren Tieren lernen können und wie unsere (vorhandenen) Instinkte uns im Umgang mit ihnen leiten oder behindern. Dazu ein paar Fragen an die Autorin:

Inwieweit unterscheiden sich die Emotionen von Tier und Mensch? Durchleben Tiere auch Empfindungen wie Eifersucht und Neid?


Die physiologischen Grundlagen für Basisemotionen wie Angst oder Freude sind bei Mensch und Tier gleich. Differenziertere Empfindungen wie Neid, Eifersucht, Schuld oder Trauer lassen sich durchaus auch bei Pferden beobachten. Lediglich in ihrer Intensität und in ihrer Dauer dürften sie beim Menschen besonders ausgeprägt sein.
 
Ist es für Menschen schwieriger als für Tiere glücklich zu sein?
Ja, ich glaube für Menschen ist es tatsächlich schwieriger, glücklich zu sein, als für Tiere. Die Gründe sind vielschichtig, aber einer der wichtigsten Punkte dürfte die Unfähigkeit sein, im Hier und Jetzt zu verweilen. Kein Tier hadert mit der Vergangenheit oder macht sich Sorgen um Über-Übermorgen.
 
Wie unterschiedlich gehen Mensch und Pferd mit Stress um?


Akuter Stress ist für Mensch und Tier nicht nur ungefährlich, sondern überlebensnotwendig! Körper und Psyche werden bei Mensch und Tier auf Flucht oder Kampf eingestellt, „Flight or Fight“. Einer realen Gefahr gleichgültig zu begegnen ist dem Überleben nicht gerade dienlich. Eine Maus, die nicht unverzüglich beim Anblick einer Katze flüchtet, hat schlechte Karten, ihre Gene in die nächste Generation weiterzugeben. Bei Pferden ist dieses instinktive Fluchttier-Erbe ebenfalls sehr stark vorhanden. Auch wir stammen nicht von Urvätern ab, die sich sorglos auf der Wiese fläzten, sondern von denen, die auf der Hut vor dem Säbelzahntiger waren.
 Problematisch ist chronischer Stress. Auch bei Pferden entsteht chronischer Stress immer dann, wenn wir sie zwingen, ihre natürlichen Instinkte zu unterdrücken. Durch falsche Zucht, Fütterung und Haltung erreicht man durchaus einen Zustand, der mit menschlichem Burnout vergleichbar ist. Chronischer Dauerstress, der durch die Missachtung der natürlichen Grundbedürfnisse, der Instinkte, entsteht, ist für Mensch und Tier gleichermaßen destruktiv.