„Ich habe niemanden, bei dem ich Sitzschulungen machen kann“, ist das häufigste Argument, wenn ich dem Besitzer eines Pferdes, das ich eben behandelt habe, selbige empfehle. Ich widerspreche in der Regel immer, denn …
Normalerweise ist es nicht schwer, Sitzschulungen zu erhalten oder sogar selber zu machen. Sie müssen nur wollen. Der Grund, warum Sie es wollen sollten, ist ganz einfach: Sie lernen, besser zu reiten. Sitzschulungen fördern nicht nur einen zügelunabhängigen Sitz, sie helfen auch Schiefen beim Reiter aufspüren und beseitigen. Mit dem Effekt, dass Sie besser reiten. Aber das erwähnte ich ja bereits.
Eine einfache und kostengünstige Variante für Sitzschulungen ist, sich mit einem Stallkollegen zusammenzutun. Sie können sich beispielsweise im Wechsel einmal die Woche gegenseitig für eine halbe Stunde an die Longe nehmen – jeder auf dem eigenen oder auch auf dem Pferd des anderen*. Wenn Sie sich nicht sicher sind, welche Übungen sinnvoll sind oder ob Sie die Schwächen des anderen sehen und ansprechen können, holen Sie sich für zwei, drei Einheiten jemanden mit diesbezüglicher Erfahrung hinzu. Oder fahren Sie zu einem Trainer, der Ihnen dies auf einem Lehrpferd zeigt.
Die einfachste Möglichkeit, selbst auf dem Pferd seinen Sitz zu schulen, ist im Gelände: egal ob Handhaltung oder Körperspannung, Übungen für mehr Elastizität oder Dehnung im Oberkörper, wie das wechselseitige Drehen nach hinten. Wer seine Schwachstellen kennengelernt hat, kann am hingegeben Zügel gut daran trainieren. Wer das im Gelände nicht machen möchte*, findet auch in der Halle in jeder Schrittphase reichlich Zeit, in der er an einem oder mehreren Sitzproblemen konkret arbeiten kann. Eine schöne Zusammenstellung der häufigsten muskulär bedingten Sitzprobleme, wie man sie von außen erkennt und wie man sie beim Reiten selber wiedererkennt, um sie abzustellen, finden sich beispielsweise in diesem Video. Viele Beispiele für weitere Übungen finden sie ebenfalls im Netz, oft auch noch mit den dazugehörigen Kommentaren der jeweiligen Trainer, um Ihr Auge weiter zu schulen.
* Aus Sicherheitsgründen sollte die Versicherung des jeweiligen Pferdes Fremd- oder Gastreiter zulassen. Informieren Sie sich im Zweifelsfall bei Ihrer Versicherung ob dies der Fall ist. Schäden die das Pferd dem Gastreiter selbst zufügt sind übrigens normalerweise in der Haftpflicht nicht mitversichert. Hier braucht der Reiter eine private Unfallversicherung.