Das Reiten ist eine Tätigkeit, die – korrekt ausgeführt – bei uns Menschen die Beidhändigkeit sowohl verlangt als auch fördert. Sind wir allerdings vom vielen Sitzen bei der Arbeit oder in der Schule völlig steif oder blockiert, wird das schwierig bis unmöglich. Eine möglichst gut entwickelte Beidhändigkeit könnte man auch reiterliche Geraderichtung nennen.
Grundsätzlich gilt: Händigkeit nennt man die bevorzugte Verwendung einer bestimmten Hand bei Menschen und Tieren. Das kommt beim Menschen und Affen besonders bei anspruchsvollen oder feinmotorischen Tätigkeiten zum Tragen. Einfache Bewegungen – wie Früchte pflücken – können wir und sie normalerweise noch mit beiden Händen ausführen. Je nachdem, welche Hand geschickter ist, spricht man von Links- und Rechtshändern. Auch bei unseren Beinen gibt es ein geschickteres. Die Beinigkeit ist nicht an die Händigkeit gekoppelt.
Mit Beidhändigkeit bezeichnet man beim Menschen die Fähigkeit, die eigenen Arme oder Beine völlig gleichwertig einzusetzen. Für eine korrekte Hilfengebung ist beides nötig. Eine möglichst weit fortgeschrittene Beidhändigkeit auf und am Pferd (etwa bei Bodenarbeit) könnte man also auch reiterliche Geraderichtung nennen.
Diese kann man sehr gut und pferdeschonend auch fern des Sattels üben und verbessern, indem man ganz alltägliche Dinge auch mit der nicht dominanten Hand macht: aus einem Glas trinken, die Tür öffnen, Zähne putzen, im Kochtopf rühren, etc.
Auch am Pferd kann man bei vielen Dingen die Hand wechseln: beim Putzen, beim Bürsten von Mähne oder Schweif, beim Öffnen von Halftern, Trensen oder Sätteln. Wer den ganzen Körper einbeziehen möchte, kann auch von der rechten Seite des Pferdes satteln und aufsteigen.
Unter Sportwissenschaftlern ist Beidhändigkeit seit einigen Jahren vermehrt ein Thema. Man hat nämlich festgestellt, dass sogar Sportler davon profitieren, deren Sport nicht zwingend Beidhändigkeit erfordert.
Einfache Übungen für bessere Beidhändigkeit*:
- Im Wechsel das linke Knie und den rechten Ellenbogen, sowie den linken Ellenbogen und das rechte Knie vor dem Oberkörper (der möglichst aufrecht bleibt) zusammenführen.
- Malen Sie mit der rechten Hand eine möglichst große liegende Acht vor ihrem Körper, dann mit der linken Hand. Wechseln sie bei beiden Händen die „Malrichtung“. Beide Achten sollen möglichst gleich und symmetrisch werden.
- Malen Sie mit dem rechten Fuß vor ihrem Körper eine liegende Acht in die Luft, dann mit dem linken Fuß. Wer nicht einbeinig stehen kann, hält sich mit einer Hand (z. B. am Türrahmen) fest oder macht die Übung im Sitzen. „Malrichtung“ wechseln nicht vergessen.
Das Überkreuzen vor der Körpermitte bei diesen Übungen fördert zudem die Konzentration und hilft auch bei der Umsetzung von Drehsitz und diagonaler Hilfengebung.
Extra-Tipp: Probleme mit der Beidhändigkeit, die aus mangelnder Übung resultieren, sind oft nicht von Verspannungen oder osteopathischen Blockierungen zu unterscheiden. Es kann sich also durchaus lohnen, sich selbst einmal durchchecken zu lassen und nicht nur das Pferd.
* Kann man gut auch Zuhause – etwa vor dem Fernseher – machen.