Diagnostik besser verstehen (1)

Weil ich weiß, dass der Satz „ein Röntgenbild macht noch keine Arthrose“ aus diesem Beitrag einige verwirrt hat (was er auch sollte), jetzt mal mehr über diese und andere Diagnosemethoden. Damit Pferdebesitzer besser einschätzen können, wann welche Diagnostik wertvoll für den weiteren therapeutischen Weg ist.

Den Start macht das Röntgen als eine der am häufigsten auch beim Pferd genutzten Diagnosemethoden: Die unterschiedlich dichten Gewebe des tierischen Körpers absorbieren die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark, sodass man über Verschattung, Aufhellung und andere Röntgenzeichen Anomalien feststellen kann, wie etwa Knochenbrüche, Ankylosierungen oder Arthrosen. Bei Knochenbrüchen besteht das Problem, dass unvollständige Frakturen oder Fissuren erst nach bis zu zwei Wochen sichtbar werden.

Röntgenbild eines Griffeleinbruches. (© C. Götz)

Röntgenbild eines Griffeleinbruches. (© C. Götz)

Insgesamt lässt sich sagen, dass ein negativer röntgenologischer Befund im Verdachtsbereich nur sagt, dass noch keine röntgenologischen Veränderungen vorliegen. Die fragliche Region mag dennoch schmerzhaft erkrankt sein. So sieht man beispielsweise bei der Hälfte der Pferde mit Problemen im Bereich der Hufrolle keine Veränderungen im Röntgen.

Umgekehrt ist es so, dass etwas, was im Röntgenbild aussieht wie eine (beginnende) Arthrose, lediglich eine Blockierung im osteopathischen Sinn sein kann, wie dieses Fallbeispiel zeigt. Daraus wird sich aber in den allermeisten Fällen – ohne entsprechende Behandlung – eine echte Arthrose entwickeln.

Röntgen ist relativ kostengünstig und bei den meisten Körperteilen des Pferdes ohne Narkose oder Klinikbesuch möglich. Moderne Technik macht es möglich, dass digitale Röntgenbilder direkt nach dem Einsatz des Gerätes am Stall parat sind. Insofern kann es nicht schaden, ein Röntgenbild zu machen, wenn man weiß, seinen diagnostischen Wert von Fall zu Fall richtig einzuschätzen.

Insgesamt kann man sagen, dass sich im letzten Jahrzehnt im Veterinärbereich diagnostische Maßnahmen etabliert haben, die vor gar nicht so langer Zeit nicht denkbar waren. Immer neue Möglichkeiten lassen altes und altbewährtes in den Hintergrund treten. Tierbesitzer fragen sich auch deshalb immer häufiger, ob eine bestimmte Untersuchungsmaßnahme möglich – aber auch ob sie richtig und nötig ist. Demnächst stelle ich weitere Diagnosemethoden vor – von CT über MRT bis Szintigrafie und Sonografie.